Pubs in Grossbritannien haben am Samstag erstmals seit dem Lockdown wieder geöffnet - und waren gleich rammelvoll. Partywütige Briten scherten sich einen Deut um Corona-Regeln. Soziale Distanz gilt offenbar nicht länger, wenn Alkohol die Sinne trübt. Und wie flirtet man mit Abstand? Goodbye, social distancing.
Klubs und dem Partyleben könnte auch in der Schweiz wieder der Riegel geschoben werden, wenn sich Leute nicht an Schutzregeln halten. Geht es mit den Infektionen weiter wie bisher, droht den Klubs die Schliessung. Zumindest in Zürich. «Die Kantone sind jetzt in der Pflicht, dort einzugreifen, wo Probleme auftauchen», sagte Patrick Mathys vom BAG am Freitag, «Klubs und Bars sind solche Orte.»
Die einfachste Grundregel, um Klubs offen zu halten, lautet offenbar: nicht zu viel Alkohol zu trinken. Eine Weisheit in Zeiten von Corona, die uns die Briten vorleben. Abstand halten? «Betrunkene können das nicht, das ist glasklar.» Worte von John Apter, dem Vorsitzenden des britischen Polizeiverbandes, nach dem kräftig begossenen Wiedereröffnungswochenende der Pubs in England und Nordirland. In Schottland und Wales müssen sich die Leute noch etwas gedulden.
Zweite Welle lässt grüssen
Menschen in Grossbritannien werden nach wie vor dazu angehalten, einen Abstand von zwei Metern einzuhalten. Die neue «Ein-Meter-plus»-Richtlinie bedeutet, dass sie einander näher rücken können, wenn sie zum Beispiel eine Schutzmaske tragen oder sich nicht gegenüber sitzen oder stehen. In Pubs funktionierte das am Wochenende überhaupt nicht.
Es gab aber Ausnahmen. Unter den ersten, die sich ein Pint gönnten, war Prinz William. Der 38-jährige Enkel von Queen Elizabeth II (94) besuchte schon am Freitag ein Pub in der Grafschaft nahe seines Landsitzes Anmer Hall.
Nur: Nicht alle Briten benahmen sich wie ihr künftiger Thronfolger. Polizeisergeant Richard Cooke von den Westmidlands machte seinem Ärger auf Twitter Luft. «Kam gerade nach einer langen Spätschicht nach Hause, gespickt mit Kneipenschlägereien, häuslicher Gewalt und betrunkenen, zugedröhnten Narren. So wird die zweite Welle nicht lange auf sich warten lassen.»
Mit mehr als 44'300 Corona-Todesfällen ist Grossbritannien das am stärksten von der Pandemie betroffene Land Europas. (kes)