Abschiebewelle
Fast 130'000 Afghanen verlassen Pakistan

Seit Beginn der jüngsten Abschiebewelle Anfang April haben Zehntausende Afghanen Pakistan verlassen. Seit Monatsbeginn seien mehr als 127'000 Afghanen nach Afghanistan zurückgekehrt, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) mit.
Publiziert: 14.04.2025 um 13:38 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2025 um 13:47 Uhr
Afghanische Flüchtlinge am Grenzübergang Torkham. Foto: Nabila Lalee/dpa
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Der Grossteil habe das Land unter dem Druck der drohenden Abschiebungen eigenständig verlassen, hiess es weiter. Rund 26'000 seien abgeschoben worden.

Seit dem Ablauf einer Frist zur freiwilligen Ausreise Ende März haben pakistanische Behörden damit begonnen, Geflüchtete festzunehmen und sie in Abschiebezentren zu verlegen. Langfristig plant die Regierung in Islamabad die Ausweisung von drei Millionen Afghaninnen und Afghanen.

Viele Afghanen und Afghaninnen blicken nun in eine ungewisse Zukunft. «Pakistan war mein Zuhause, hier wurde ich geboren», erzählt der Familienvater Mohammed Rasul am Grenzübergang Torkham der Deutschen Presse-Agentur. Viele Afghanen hätten bei der Ankündigung der neuen Abschiebungen geweint.

Amnesty: Abgeschobene Flüchtlinge gefährdet

Seit Jahrzehnten suchen Millionen Afghanen Schutz vor Krieg und Konflikten im benachbarten Pakistan. Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Sommer 2021 flohen Zehntausende aus Angst vor Racheakten der Islamisten in das Nachbarland.

Pakistan hat Ende 2023 mit der Massenabschiebung unregistrierter afghanischer Flüchtlinge begonnen. Seitdem haben nach offiziellen Angaben fast 900'000 Afghanen Pakistan verlassen. Die Kampagne richtete sich zunächst gegen unregistrierte Flüchtlinge. Islamabad hat jedoch bereits angekündigt, künftig auch registrierte Flüchtlinge ausweisen zu wollen.

«Afghanen, die nach der Übernahme Afghanistans durch die Taliban 2021 Zuflucht und Asyl in Pakistan suchen, sind besonders gefährdet», warnte Amnesty International. Dazu gehörten etwa afghanische Frauen und Mädchen, Journalisten oder Menschenrechtsaktivisten, die vor der Verfolgung durch die Taliban geflohen seien.

Beobachtern zufolge könnten die Abschiebungen eine Massnahme Pakistans sein, um den Druck auf die Taliban in Afghanistan zu erhöhen. Die wirtschaftlich angeschlagene Atommacht kämpft mit zunehmender Gewalt durch militante Gruppierungen und wirft den Machthabern in Kabul vor, diesen auf ihrem Boden Rückzugsorte zu gewähren. Die Taliban weisen die Vorwürfe zurück.

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