Abkommen mit Saudis gegen die Grosse Moschee
Brachte ein Öl-Deal den Terror nach Belgien?

Um an billiges Öl zu kommen, überliess der frühere belgische König Baudouin Saudi-Arabien eine Moschee mitten in Brüssel. Damit öffnete er dem radikalen Islam Tür und Tor.
Publiziert: 24.03.2016 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:30 Uhr
Von Saudi-Arabien finanziert: Die Moschee in Brüssels Jubelpark.
Foto: Wikimedia

Belgien ist eine Hochburg radikaler, gewaltbereiter Islamisten. Gemessen an der Einwohnerzahl von rund elf Millionen weist kein anderer europäischer Staat eine höhere Anzahl an Dschihad-Rückkehrern auf.

Über 400 belgische Muslime sollen in Syrien gekämpft haben, hat das International Center for the Study of Radicalisation errechnet.

Zum Vergleich: Für die Schweiz mit ihren acht Millionen geht der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) von bislang etwas mehr als 72 Dschihadreisenden aus. 

Ist die Entstehung einer blühenden Salafisten-Szene in Belgien ein Zufall? Die hohe Anzahl Syrien-Kämpfer aus dem Königreich ein statistischer Ausreisser?

Nein, meint der belgische Jugendminister Rachid Madrane.

Der belgische König Baudouin (1930 bis 1993).
Foto: Getty Images

Im Deutschlandradio Kultur sagte er: «Es geht um eine fatale politische Weichenstellung, fast ein halbes Jahrhundert alt, zu deren Langzeitfolgen die zunehmende Radikalisierung marokkanischer und algerischer Einwanderer in Belgien gehört.»

Mit der «fatalen politischen Weichenstellung» spielt Madrane auf einen Deal an, den der damalige belgische König Baudouin (†62) im Jahr 1967 mit dem saudischen König Faisal (†69) eingefädelt hatte. 

Um seinem klammen Land den Zugang zu billigem Öl zu sichern, überliess Baudouin seinem Amtskollegen kurzerhand den sogenannten «Orientalischen Pavillon» in Brüssels Jubelpark.

Das Gebäude wurde 1880 für die belgische Nationalausstellung gebaut, war aber im Laufe der Zeit aufgrund fehlender Unterhaltsarbeiten zerfallen. Die Saudis liessen es renovieren und eröffneten es 1978 im Beisein von Baudouin und Faisals Nachfolger Chalid als islamisches Kulturzentrum und Moschee.

Heute beherbergt die Moschee auch eine Schule und eine islamische Forschungseinrichtung, deren gesamtes Personal von der vom saudischen Königreich gesponserten Islamischen Weltliga bezahlt wird.

Der saudische König Faisal (1906 bis 1975).
Foto: AP

Mit seinem Deal, heisst es, habe Baudouin dem radikalen Islam Tür und Tor nach Belgien geöffnet.

Denn seither können die von Riad finanzierten Religionsgelehrten von Brüssel aus ungehindert den Wahabismus verbreiten, eine traditionalistische Richtung des Islam, auf der wiederum der Salafismus gründet.

«Man hat den Schlüssel zur islamischen Unterweisung der Zuwanderer aus Subsahara-Afrika und aus den Maghrebstaaten ausgerechnet Saudi-Arabien überlassen - nur um an preiswerte Energielieferungen zu kommen», kritisiert der belgische Jugendminister Madrane. 

Zwar gab es seitens Politiker immer wieder Bestrebungen, die Bande zwischen der Moschee und Saudi-Arabien kappen. 

Nur: Die belgische Regierung will die guten Beziehungen zur Monarchie in Vorderasien nicht auf Spiel setzen.

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Das Bild der indischen Stewardess Nidhi Chaphekar geht um die Welt.
Foto: Keystone

Schliesslich ist das Regime nicht nur Lieferant billigen Öls, sondern auch Grossabnehmer von Produkten belgischer Rüstungsunternehmen – etwa ein Drittel der in Belgien hergestellten Handfeuerwaffen geht nach Saudi-Arabien. 

Und so wird in Brüssel noch ein paar weitere Jahre ein radikaler Islam in die Köpfe junger Menschen eingepflanzt – der Pachtvertrag für die Grosse Moschee läuft noch bis ins Jahr 2066. (bau)

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