Den Kongo kannte sie nur aus der Zeitung, ein Kriegsgebiet mitten in Afrika. «Von selber wäre ich dort wohl nie hingereist», erzählt Marlene Zähner (59). Die Aargauer Tierärztin gehört weltweit zu den Besten, wenn es um die Ausbildung von Bluthunden geht. «Sie können eine Fährte auch noch Tage später aufnehmen und über viele Kilometer verfolgen», erklärt sie.
Zähner erhält vor acht Jahren einen überraschenden Anruf aus der Demokratischen Republik Kongo: Der Direktor des Virunga-Nationalparks bittet sie um Hilfe. Wegen Wilderei ist der Wildbestand im kriegsversehrten Gebiet bereits um 95 Prozent geschrumpft. Vom Aussterben bedroht sind vor allem die seltenen Berggorillas und Bergelefanten. Darum will der Direktor eine Bluthundestaffel für seine Ranger.
Die Hunde mit den Schlabberschnauzen heissen «Simba»
«Anfangs fand ich das eine blöde Idee», erinnert sich Zähner, auch weil es an der nötigen Infrastruktur fehlte. Nach erstem Zögern reist Zähner aber schon im Februar 2011 mit sechs jungen Hunden in den Kongo. «Die Einheimischen haben unsere Ankunft zunächst skeptisch betrachtet», sagt sie. Die Hunde mit den Schlabberschnauzen nannten sie «Simba», was auf Suaheli Löwe heisst. Der Anfang war nicht leicht, die Ranger wussten kaum, wie man einen Hund an der Leine führt. Inzwischen zeigt das Training Erfolg: «Als ich das erste Mal unten war, wurden jeden Monat ein oder zwei getötete Elefanten gefunden, inzwischen kommt es nur noch einmal im Jahr vor.»
Ein Training wie für Spitzensportler
Allein dank des Schnüffelns an einer leeren Patronenhülse können die Hunde die Schützen noch auf viele Kilometer Entfernung aufspüren. «Um die feinen Nasen der Hunde richtig einzusetzen, braucht es aber viel Training, wie bei einem Spitzensportler.»
Zähner erlernte ihr Handwerk in den USA, in den 1990er-Jahren bildete sie auch Schweizer Polizisten aus. Lieb gewonnen hat sie die sanftmütigen Spürnasen schon als Kind, als sie in einer «Lassie»-Folge erstmals eine Bluthündin gesehen hatte.
Ans Herz gewachsen ist der Tierärztin inzwischen auch der Kongo und seine Bewohner. Sie reist regelmässig in den Virunga-Park und unterstützt mit einer Stiftung auch Waisenkinder. Sie ist stolz, dass ihre Hundestaffel den Lebensraum der Gorillas und Elefanten sicherer macht. «Das ist zu meiner Lebensaufgabe geworden.»