Mit tödlichen Schüssen hat die israelische Armee am Montag den palästinensischen Protest an der Grenze zum Gazastreifen gestoppt. Die Palästinenser hatten mit Gewalt gegen die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem demonstriert. BLICK beantwortet sieben Fragen zum schwarzen Tag im Nahen Osten.
Warum ging Israel so brutal gegen die Palästinenser vor?
Die liberale israelische Zeitung «Jerusalem Post» erklärt: Nach anfänglich ruhigen Protesten seien im Gazastreifen plötzlich Tausende Palästinenser wie auf Befehl an die Grenze gestürmt – in der Absicht, sie zu durchbrechen. Zudem hätten Palästinenser Sprengsätze und Molotow-Cocktails über den Grenzzaun gegen Dörfer geschleudert.
Warum sind die Palästinenser im Gazastreifen so hasserfüllt?
Auf nur 360 Quadratkilometern leben 1,8 Millionen Palästinenser unter katastrophalen Bedingungen. Seit 2007 ist im Gazastreifen die Hamas an der Macht, die als Terrorvereinigung betrachtet wird. Israel und Ägypten kontrollieren die Grenzübergänge, mit rund 800 Lastwagen täglich sorgt Israel für die Grundversorgung. Wegen der Vertreibung der Palästinenser vor 70 Jahren hat Hamas-Chef Yahya Sinwar (55) zum «Marsch der Rückkehr» aufgerufen und droht den Israeli: «Wir werden die Grenze einreissen und ihre Herzen herausreissen.»
Stimmen die hohen Opferzahlen?
Am Montag soll es 60 Tote und 2770 Verletzte gegeben haben. Diese Zahlen stammen von der Gesundheitsbehörde der Hamas. Jeder auch nur von Tränengas betroffene Palästinenser wurde zu den Verletzten gezählt. Eine andere Zahl stammt von der Hilfsorganisation Save the Children: Sie spricht von über 1000 verletzten Kindern.
Wie reagiert die Welt auf den Einsatz des israelischen Militärs?
Grösstenteils entsetzt. Die Uno ist schockiert, Amnesty International spricht von einem «Kriegsverbrechen». Die Schweiz verurteilt die Gewalt und fordert von Israel einen uneingeschränkten Zugang zu den Verletzten.
Gibt es unter den Israelis auch kritische Stimmen?
Durchaus. In Washington D.C. etwa demonstrierten am Montag junge Israelis gegen die Verlegung der US-Botschaft. Sie forderten «Freiheit und Würde für alle, Israelis und Palästinenser». Die «Jerusalem Post» fragte, ob die Armee legal gehandelt habe und betonte, dass beim Einsatz von Waffen mehr Zurückhaltung versprochen worden sei.
Warum verlegen die USA ihre Botschaft nach Jerusalem?
Der US-Kongress hatte die Verlegung von Tel Aviv nach Jerusalem 1995 beschlossen. Der Grund: Die USA anerkennen Jerusalem als Hauptstadt Israels – eine Ohrfeige für die Palästinenser, die Jerusalem ebenfalls als Hauptstadt für sich beanspruchen. Aus Angst, den Friedensprozess zu gefährden, schoben die bisherigen US-Präsidenten den Umzug stets hinaus. Trump hat dem Hinauszögern nun ein Ende bereitet.
Wie sähe die Lösung für Frieden aus?
Am ehesten wird die Zweistaatenlösung mit Israel und Palästina in Betracht gezogen. Durch die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem ist diese Idee aber wohl für lange Zeit vom Tisch.