In Frankreich erzählt der 17-jährige Valentin der Zeitung «Le Parisien», wie er die «Blue Whale Challenge» überlebt hat. Bei dem Spiel müssen die Teilnehmer unter der Aufsicht eines «Paten» 50 Aufgaben absolvieren.
Es beginnt harmlos damit, sich Dinge auf die Hand zu zeichnen, und endet mit Aufgabe Nummer 50: Suizid. Valentin war bei Aufgabe 47 angekommen. Er sollte sich «F57» in die Hüfte ritzen.
Der Franzose hatte schon Anfang 2016 versucht, sich das Leben zu nehmen.
«Nach weniger als einer Woche hatte ich einen Paten»
«Ich habe in den sozialen Medien das erste Mal von der Challenge gehört. In einem Youtube-Video habe ich dann den Namen der Seite gefunden, auf der man einen Paten finden kann», erzählt Valentin.
Der Jugendliche postet auf der russischen Seite «vk.com» (VKontakte) eine Anzeige. Er suche einen Paten für die «Blue Whale Challenge». Nach weniger als einer Woche meldet sich jemand unter einer unbekannten Nummer bei ihm.
Verletzungen unter der Kleidung versteckt
Seine Patin ist Französin und gibt ihm von nun an per SMS seine Aufgaben. Dafür weckt sie Valentin immer Mitten in der Nacht und verlangt nach jeder erfüllten Aufgabe einen Fotobeweis.
Die Patin fordert den Franzosen auf, gewisse Horrorfilme zu schauen, den ganzen Tag traurige Musik zu hören, sich selbst zu schlagen und zu ritzen. Um in seinem Umfeld keinen Verdacht zu erwecken, versteckt er seine Verletzungen unter seiner Kleidung, trägt immer lange Ärmel.
Wenn er aufhören wollte, drohte die Patin
Immer wenn er aufhören wollte, dachte er an die beunruhigenden Nachrichten seiner Patin. Diese wusste genau, wie viele Geschwister Valentin hat, und kannte die Adresse seiner Mutter. «Sie sagte, wenn ich die Regeln nicht befolge, wird etwas Schlimmes passieren.»
Anfang April wurde die Jugendschutzbehörde in seiner Stadt auf den Jugendlichen aufmerksam. Die Polizei beschlagnahmte alle seine elektronischen Geräte. Der Franzose wurde als eine Gefahr für sich selbst angesehen und zwangseingewiesen. Er wog noch 38 Kilo und konnte nicht mehr schlafen, weil er seine Aufgaben immer mitten in der Nacht bekommen hatte.
Mittlerweile geht es Valentin schon besser. Obwohl ihn seine Medikamente antriebslos machen, hofft er, bald wieder zur Schule gehen zu können. 15 Kilo hat er schon wieder zugenommen. Dies erlaubt es ihm, wieder mit seinen Freunden rausgehen zu können.
Mutmasslicher Drahtzieher festgenommen
Angefangen hat die «Blue Whale Challenge» vermutlich in Russland. Dort sorgten die Suizide zweier Mädchen im Februar für Aufsehen. Julia Konstantinowa (15) and Veronika Wolkowa (16) nahmen sich in der Region Irkutsk mit einem Sprung von einem 14-stöckigen Gebäude das Leben. Sie sollen zuvor an der «Blue Whale Challenge» teilgenommen haben.
Im November nahm die Polizei in Russland den mutmasslichen Drahtzieher fest. Ausserhalb von Moskau wurde der angebliche Initiant des Spiels verhaftet: der 21-jährige Filipp Budeikin.
In 15 Fällen habe er Jugendliche direkt zum Suizid aufgefordert. Fünf hätten nur knapp davon abgehalten werden können, sich das Leben zu nehmen. Unterdessen habe er gestanden, schreibt die «Daily Mail». Er glaube, die Opfer seien «biologischer Abfall» – und «froh, sterben zu können». Das Ziel seines Spiels sei, «die Gesellschaft zu säubern». (boo)
*Name geändert
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net