«40 sehr turbulente Minuten»
Gleitschirm-Pilot (51) gerät in Gewitter

Ein Gleitschirmpilot geriet am Samstagnachmittag beim Traunsee in Österreich in ein Gewitter und wurde davon hoch gesogen. Nach lebensgefährlichen 40 Minuten, in denen sein Schirm mehrmals einklappte, konnte er unverletzt landen.
Publiziert: 16.08.2020 um 14:47 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2020 um 17:24 Uhr
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Der Pilot startete auf dem Grünberg, wurde zum daneben liegenden Traunsteingipfel abgetrieben, schafffte es aber, davon abzudrehen und über den See zu fliegen, bevor er in eine zweite Gewitterwolke geriet.
Foto: Screenshot

Ein Gleitschirm-Pilot (51) aus der Nähe von München (D) ist am Samstag in Österreich in ein Gewitter geraten und durch den Sog der Gewitterwolken Hunderte Meter in die Luft gezogen worden. Mehrere Menschen hätten den Vorfall gesehen und Alarm geschlagen, berichtete die Polizei.

Der Mann sei nach dem Start um 16 Uhr auf dem 1004 Meter hohen Grünberg am Traunsee nach rund 15 Minuten in ein Gewitter geraten, schreibt die «Kronen Zeitung».

Über den Berg geschafft – dann kommt zweite Gewitterwolke

Rasch wurde der 51-Jährige auf 1300 bis 1500 Meter hoch gesogen und abgetrieben. Er steuerte über den Grünberg hinweg in Richtung Traunsteingipfel. Laut Augenzeugen soll der Schirm etwa drei- bis viermal komplett eingeklappt sein, entfaltete sich aber wieder.

Dem Piloten gelang es, vom Traunstein wegzusteuern und über den See zu fliegen. Doch der Irrflug war noch nicht überstanden. Kurze Zeit später kam er in die nächste Gewitterwolke! Dabei wurde er unkontrolliert etwa acht Kilometer in Richtung Westen abgetrieben.

Er habe schliesslich bei Altmünster auf der anderen Seite des Traunsees landen können, dies um etwa 16.40 Uhr. «Der Mann überstand die rund 40 sehr turbulenten Minuten ohne Verletzungen», so die Polizei. Die Kommentarschreiber der «Kronen Zeitung» sind sich einig: «Der kann heute seinen 2. Geburtstag feiern.»

Weitere lebensgefährliche Gewitter-Flüge

Bereits 2016 passierte am Traunsee ein ähnlicher Vorfall. Der unkontrollierte Gewitter-Flug wurde damals von anderen Gleitschirmpiloten auf Video festgehalten. Auch jener Pilot wurde durch den Sog der Wolken hinaufgezogen und konnte fast nicht mehr landen. Schliesslich schaffte er es dennoch unverletzt zurück auf den Boden.

Einer der berühmtesten Gewitter-Vorfälle ist der Flug der gebürtigen Polin Ewa Wiśnierska, die der deutschen Paraglider-Nationalmannschaft angehört. Am 14. Februar 2007 wurde sie in Australien wegen einer Cumulonimbus-Wolke auf über 10'000 Meter Höhe gesaugt, wo Temperaturen um −50 Grad Celsius herrschen. Dort verlor sie zeitweise das Bewusstsein.

Nach dreieinhalb Stunden Flug landete sie 60 km nördlich des Startplatzes. Wiśnierska erlitt Erfrierungen an Gesicht, Ohren und Unterschenkeln, trug aber sonst keine schweren oder bleibenden Verletzungen davon. Der 42-jährige chinesische Gleitschirmpilot He Zhongpin kam in demselben Gewitter ums Leben.

Der Gewitterflug von Ewa Wiśnierska wurde im Streifen «Paragliding Miracle» verfilmt. (SDA/ct)

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