3 Tote bei Geisel-Drama in Sydney
Das war der irre Geiselnehmer

Der Mann, der im Lindt-Cafe in Sydney Geiseln hielt, bezeichnete sich als «spiritueller Führer». Man Haron Monis lebte seit 1986 in Australien, doch die ganze westliche Welt war ihm zuwider.
Publiziert: 15.12.2014 um 21:31 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:12 Uhr
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Während der Stürmung des Cafés: Geiseln bringen sich in Sicherheit.
Foto: Keystone
Von Daniel Riedel

Er bezeichnete sich selbst als «Scheich Haron». Nach Australien war der Iraner Man Haron Monis († 50) jedoch 1996 als einfacher Flüchtling gekommen. Sein Vergehen in der alten Heimat: er hatte den Koran zu liberal ausgelegt. Aus dem Reformer wurde im Exil ein radikaler Islamist. Nun ist er tot, erschossen, als die Polizei gestern das Lindt Chocolate Café in Sydney stürmte.

Auf seiner Internetseite hatte Man Haron Monis gegen die ganze westliche Welt gepoltert, gegen Anti-IS-Einsätze, gegen Ungläubige. Seine letzte Drohung: «Mit Hilfe Gottes wird Man Haron Monis nicht aufhören, sich gegen politische Unterdrückung zu wehren.»

Schon vor der Geiselnahme hatten ihn die australischen Behörden im Visier. Monis hatte Hass-Briefe an die Familien von in Afghanistan gefallenen Soldaten geschickt. Darin bezeichnete er die Toten als «schmutzige Schweine».

Im November 2013 wurde der Prediger gar der Beihilfe zum Mord angeklagt. Seine neue Partnerin hatte Monis’ Ex-Frau aufgelauert, sie erstochen und angezündet. Nach vier Wochen in Haft kam das Paar gegen Kaution frei. Monis protestierte öffentlich gegen die Verhaftung, sprach von einer «Verschwörung der Geheimdienste».

Der «spirituelle Führer» verdingte sich auch als Heiler. In Anzeigen pries er sich an als «Experte für Astrologie, Meditation und schwarze Magie» – und kam zahlreichen Kundinnen zu nahe. Nachdem eine der Frauen ihn wegen sexueller Belästigung angezeigt hatte, ermittelte die Staatsanwaltschaft 50 weitere Fälle. Für Monis eine reine «Hexenjagd» der australischen Behörden. Im April landete er erneut im Knast und kam erst im November wieder frei. In der Zelle reifte wohl in ihm der irre Plan einer Geiselnahme. Bewaffnet mit einer Pump-Gun hielt er gestern während Stunden 17 Menschen in seiner Gewalt. Sein Motiv? Unklar. Über ein Bekennerschreiben, Komplizen oder Sympathisanten ist nichts bekannt.

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