Sie lebte ein Leben, von dem viele träumen: Chantel Giacalone (35) war Model und Schauspielerin, pendelte zwischen Los Angeles und Las Vegas.
Heute lebt sie ein Leben, das für viele ein Alptraum ist. Und alles nur, weil sie allergisch auf Erdnüsse ist. Sie wohnt auf einem Spitalbett im Wohnzimmer ihrer Eltern, wird künstlich ernährt, mit der Aussenwelt kann sie nur über einen Spezial-Computer kommunizieren. Ihre Hirnschäden sind so schwer, dass sie für immer auf Hilfe angewiesen sein wird. Ihre Mutter schläft jede Nacht neben ihr.
«Das letzte Mal, dass ich ihre Stimme hörte»
Der Grund für diesen dramatischen Lebenswandel: Eine Mini-Brezel. 2013 wird Giacalone für eine Modemesse in Las Vegas gebucht. Dort bietet ihr eine Bekannte das Gebäck an. Es lag als Topping auf einem Joghurt. Bereits als Giacalone reinbeisst, merkt sie, dass etwas nicht stimmt. Sie fragt, was darin ist. Vor Gericht erinnert sich ihre Bekannte laut dem «Las Vegas Review-Journal» folgendermassen: «Ich habe dann an der Brezel gerochen. Ich glaube, Erdnussbutter, sagte ich zu ihr. Sie sprang zurück und rief: ‹Ich bin allergisch!›».
Chantel, die bereits die Wirkung des allergischen Schocks spürt, ruft ihren Vater Jack Giacalone an. Sagt: «Ich kann fast nicht atmen.» Der Vater gibt ihr und der Freundin Anweisungen, was sie tun müssen. Vor Gericht sagt er: «Ich habe in ihrer Stimme gehört, dass sie Panik hat. Es war das letzte Mal, dass ich ihre Stimme hörte.»
Am falschen Ort gespritzt
Das junge Model wird ins Spital gebracht. Noch bevor sie dieses erreicht, schwillt Giacalones Kehle zu. Sie läuft blau an. Schreit: «Lasst mich nicht sterben. Ich will nicht sterben!»
Die Sanitäter spritzen ihr Adrenalin. Allerdings nur ins Muskelgewebe und nicht intravenös, was richtig gewesen wäre. Giacalone sackt ohnmächtig zusammen. Ihre Atmung setzt aus. Minutenlang wird ihr Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt.
Wenn sie fröhlich ist, summt sie
Vergangene Woche erhält Giacalone von einem Gericht 29,5 Millionen Dollar Schmerzensgeld zugesprochen, umgerechnet etwa 27 Millionen Schweizer Franken. Zahlen muss die Rettungsorganisation, die sich zuerst um Giacalone gekümmert hatte.
Mit dem Geld will die Familie nun die Pflege von Chantel verbessern. Sie soll unter anderem mehr professionelle Hilfe erhalten. Die Familie sagt, auch wenn die Tochter in einem anderen Zustand sei als früher, würde sie nach wie vor mit ihnen kommunizieren: Sie würde summen, wenn sie fröhlich sei, und stöhnen, wenn es ihr schlecht gehe.
Vater Jack sagt vor Gericht, seine Tochter habe eine Lebenserwartung von 55 Jahren. «Wenn ich in ihre Augen schaue, sagt sie mir, ich solle sie nicht aufgeben. ‹Ich bin hier, ich bin hier und ich schaffe es zurück. Bitte gib mich nicht auf.› Und ich sage ihr dann, sie solle sich keine Sorgen machen. Wir geben dich nicht auf.» (vof)