27 Kilometer lang, 63 Millionen Euro teurer – mit Radar und Drohnen
Griechen bauen Trump-Zaun gegen Flüchtlinge

Die EU hat angekündigt, ihre Aussengrenzen zu verstärken. Die Griechen sind bereits an der Arbeit: Gegen die Türkei wird ein massiver Grenzzaun gebaut, das Kontrollsystem auf dem Meer wird erweitert.
Publiziert: 19.10.2020 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2020 um 14:35 Uhr
Massiver Stahl und oben Stacheldraht: Ein Teilstück der neuen Befestigungsanlage an der griechisch-türkischen Grenze.
Foto: keystone-sda.ch
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Als US-Präsident Donald Trump (74) bei Amtsantritt den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko ankündigte, war die Welt empört. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (66) entrüstete sich damals: «Das Errichten von Mauern und Abschottung wird das Problem nicht lösen.»

Nun setzt man aber auch in Europa auf massive Grenzbefestigungen. Die Griechen bauen an der Grenze zur Türkei, ganz im Osten des Landes, einen 27 Kilometer langen, fünf Meter hohen Grenzzaun aus Stahlelementen, der 63 Millionen Euro kosten wird. Um die Grenze im Auge zu behalten, werden zudem acht Wachttürme errichtet.

Der neue Zaun kommt an drei Abschnitten zu stehen, wo die Grenze nicht dem Fluss Evros (bulgarisch Mariza, türkisch Meric Nehri) entlang verläuft, sowie an Stellen, wo es im Wasser seichte Abschnitte gibt. Ein schon 2012 errichteter, elf Kilometer langer Metallzaun am Evros wird zudem verstärkt und von heute 3,50 auf 4,30 Meter erhöht.

Der Bau der Befestigung soll bis April 2021 beendet sein.

Überwachung auch auf dem Meer

Aber auch die Seegrenze in der Ägäis wird massiv gesichert, um illegale Überfahrten vom türkischen Festland auf griechische Inseln zu verhindern. Die Küstenwache plant dazu den Aufbau eines Überwachungssystems mit 35 stationären Radaranlagen mit Reichweiten von bis zu 90 Kilometern sowie Drohnen und Wärmebildkameras.

Genutzt kann dieses System auch im Streit mit der Türkei werden, die auf der Suche nach Erdgas griechische Gewässer für sich beansprucht.

Noch steht dieses Projekt – im Gegensatz zum Grenzzaun – erst in der Planung. Die Aufträge sollen nächstes Jahr ausgeschrieben werden.

Bei einer Besichtigung der Bauarbeiten am Grenzzaun in der Kleinstadt Feres sagte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis (52): «Es ist das Mindeste, was wir tun können, damit sich die Bürger sicher fühlen.»

Erdogans Druckmittel

Am Evros hatte sich im Februar eine Krise zwischen der EU und der Türkei entzündet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (66) hatte verkündet, die Grenze nach Griechenland werde geöffnet, worauf Zehntausende Migranten an den Grenzübergang Kastanies strömten.

Erdogan drohte damit, «Millionen» Migranten nach Europa zu schicken. Mit dieser Drohung wollte er finanzielle Versprechungen der EU erreichen. Der Plan aber scheiterte, weil Griechenland seine Grenzen verteidigte. Ende März brachten die türkischen Behörden die Migranten wieder ins Landesinnere.

Erdogan soll bereits wieder Druck ausüben. Wie Medien berichten, werden wieder Migranten mit Bussen zum Evros gebracht, wo sie in Schlauchboote steigen.

Der EU, die ihre Aussengrenzen stärken will, kommen die Befestigungsarbeiten der Griechen entgegen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (62) bedankte sich jedenfalls bei den Griechen dafür, der «europäische Schild» zu sein. (gf)

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