Der Druck auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien steigt: Die irakische Armee hat am Wochenende eine Offensive begonnen, mit der sie die strategisch wichtige Stadt Tikrit befreien will.
Der Feldzug gilt als Test, ob die irakischen Streitkräfte in der Lage sind, die Extremisten aus einer grossen Stadt zu vertreiben. Denn noch in diesem Frühling ist ein Grossangriff auf die IS-Hochburg Mossul geplant, wie die US-Armee kürzlich mitteilte. Die von ihr geführte Anti-IS-Koalition unterstützt das irakische Militär durch Ausbildung und Beratung der Streitkräfte.
Armee und Milizen an Offensive beteiligt
An dem Angriff auf Tikrit sollten 20'000 Mann teilnehmen, zitierte die irakische Nachrichtenseite Al-Mada gestern einen Sprecher der schiitischen Milizen. Die arabische Tageszeitung «Al-Hayat» meldete, irakische Soldaten, schiitische Milizen sowie Kämpfer sunnitischer Stämme sollten aus drei Richtungen auf die Stadt vorrücken.
Tikrit liegt rund 170 Kilometer nördlich von Bagdad an der strategisch wichtigen Verbindungsstrasse zwischen der Hauptstadt und Mossul im Norden des Landes.
Als Heimatort des früheren Langzeitherrschers Saddam Hussein und Hochburg sunnitischer Regierungsgegner ist Tikrit auch symbolisch wichtig. In der Vergangenheit waren mehrere Versuche der Armee gescheitert, die Stadt wieder unter Kontrolle zu bringen.
IS-Kämpfer aus Tel Chamis vertrieben
Die sunnitische Terrormiliz kontrolliert im Irak und in Syrien grosse Regionen. Einen Monat nach der Befreiung der nordsyrischen Stadt Kobane vertrieben Kurden und christlich-assyrische Kämpfer die IS-Extremisten jedoch in heftigen Kämpfen aus dem strategisch wichtigen Ort Tel Chamis nahe der Grenze zum Irak, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag berichtete.
Für den IS sei es die schwerste Niederlage seit der vollständigen Rückeroberung Kobanes durch die Kurden Ende Januar. «Wir können sagen, dass die Kämpfer des Islamischen Staates einen Kollaps erlebt haben», sagte der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Ein Sprecher der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG erklärte, mit dem Sieg hätten die Kurden eine wichtige IS-Versorgungsroute in den Nordirak abgeschnitten.
19 der 220 gekidnappten Christen frei
Zudem konnten die Gegner des IS einen weiteren, wenn auch erst kleinen Erfolg vermelden. Die Terroristen liessen 19 der mindestens 220 assyrischen Christen frei, die sie Anfang vergangene Woche nordwestlich der Stadt Al-Hassaka in ihre Gewalt gebracht hatten. Ein islamisches Gericht des IS hatte diesen Schritt zuvor angeordnet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.
Die Verhandlungen über die Freilassung der restlichen Geiseln gingen weiter. Arabische Stammesführer vermittelten in den Gesprächen. (SDA/lha)