Olga Misiks Bild geht um die Welt
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Proteste in Moskau:Olga Misiks Bild geht um die Welt

17-Jährige ist das Symbol der russischen Demokratiebewegung
Olga lehrt Putin das Fürchten

Am Boden sitzend, mit der Verfassung in der Hand, brachte die 17-jährige Olga Misik eine russische Sondereinheit zum Stehen. Die Schülerin ist das neue Symbol der russischen Demokratiebewegung.
Publiziert: 07.08.2019 um 16:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2019 um 18:13 Uhr
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Mutig vor der Polizei-Wand: Olga Misik ist das neue Symbol der russischen Demokratie-Bewegung.
Foto: Twitter

Nach Greta Thunberg (16) muss man sich den Namen einer weiteren jungen Frau einprägen, die an vorderster Front für eine bessere Welt kämpft: Olga Misik. Die 17-Jährige ist das neue Symbol der russischen Demokratiebewegung.

Bekannt wurde sie, als sie sich während den jüngsten Protesten vor den formierten Spezialeinheiten im Schneidersitz auf den Boden setzte. Olga trug bei ihrer Protestaktion im Moskau eine Schutzweste, eine grüne Hose und weisse Sneakers, in den Händen hielt sie die russische Verfassung aus dem Jahr 1993.

Polizei wartete, Leute applaudierten

Seelenruhig las sie den mit Stöcken bewaffneten Polizisten daraus vier Abschnitte vor. Es waren die Artikel über das Recht auf friedlichen Protest, auf die Teilnahme an Wahlen, auf freie Meinungsäusserung und der Artikel, der festhält, dass der Wille und die Macht des Volks an oberster Stelle stehen.

Das Bild erinnert stark an die Szene, als sich 1989 ein Mann den chinesischen Panzern auf dem Tiananmen-Platz in Peking in den Weg stellte.

«Ich hatte erwartet, dass die Polizisten eingreifen würden, aber nichts geschah», erzählte Olga später dem lettischen Nachrichtenportal «meduza.io». Stattdessen hätten die Leute zu applaudieren begonnen, und Journalisten hätten sich auf sie gestürzt.

Schon vier Mal verhaftet

Bei den aktuellen Protesten in Moskau haben die Behörden gegen 2400 Personen festgenommen, die für freie Kommunalwahlen demonstrierten. Die Behörden ermitteln wegen «Massenunruhen». Auch Olga Misik wurde – schon zum vierten Mal innert drei Monaten – schliesslich doch noch verhaftet und zwölf Stunden festgehalten. Sie kassierte eine Busse von umgerechnet rund 300 Franken.

Das Engagement der Musterschülerin aus dem Moskauer Vorort Woskressensk begann vor einem Jahr, als die Erhöhung des Rentenalters vorgestellt wurde. Gegenüber BBC sagte sie, dass sie keine bestimmte Partei unterstütze und es ihr um die Sache gehe. «Ich bin nur für mich und die Menschen. Ich habe eine neutrale Haltung gegenüber Nawalny und anderen Oppositionsführern, aber ich unterstütze, was sie zu tun versuchen.» Im September will Olga mit einem Journalismus-Studium an der Moskauer Universität beginnen.

Sozialamt besucht die Eltern

Weil sie minderjährig ist, erhielten ihre Eltern vom Sozialamt Besuch. Die Mutter macht sich um sie grosse Sorgen, der Vater, ein grosser Putin- und Stalin-Fan, ärgert sich über Olgas Engagement. Es gebe daher oft Streit. Doch das ist Olga egal: «Ich kann meinen Eltern nicht immer gehorchen, Gerechtigkeit ist mir wichtiger.»

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Die 17-Jährige stösst auch bei den obersten europäischen Behörden auf Bewunderung. Guy Verhofstadt (66), ehemaliger belgischer Premierminister und heute Chefunterhändler des EU-Parlaments für den Brexit, schreibt auf Twitter: «Was für eine tapfere und inspirierende junge Frau. Olga ist eine wahre Patriotin und ermutigt jene, die von einem freien Russland träumen.»

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