Unvermittelt zieht der Mann eine Pistole und feuert anschliessend wie im Wahn auf die Menschen um ihn herum. Ein Passant filmt die unwirklichen Momente und dokumentiert so den Horror, der sich gestern Abend kurz vor 18 Uhr in München abgespielt hat.
Um 17.52 Uhr geht bei der Polizei der Notruf ein. Mehrere Schüsse seien im Olympia-Einkaufszentrum im Nordwesten der Stadt gefallen. Als die Einsatzkräfte am Tatort eintreffen, bietet sich ihnen ein Bild des Grauens: Tote liegen teils blutüberströmt auf dem Boden. Dazu kommen zahlreiche Verletzte und Menschen unter Schock.
Entwarnung erst tief in der Nacht
Es folgen bange Stunden für die bayerische Landeshauptstadt, denn vom Täter fehlt jede Spur. Deutsche und sogar österreichische Sonderkommandos werden nach München beordert, insgesamt 2300 Einsatzkräfte durchkämmen Gebäude und Strassen. Die Bevölkerung wird aufgefordert, in den Häusern auszuharren. Der öffentliche Verkehr kommt zum Erliegen. Von «akuter Terrorlage» ist die Rede.
Es dauert bis tief in die Nacht, ehe die Münchner Polizei langsam Entwarnung geben kann. In einer auf zwei Uhr angesetzten Pressekonferenz verkündet Polizeipräsident Hubertus Andrä: «Der mutmassliche Attentäter ist tot.» Bereits um 20.30 Uhr habe man seine Leiche gefunden. «Da wir aber aufgrund von Zeugenaussagen und Videoaufnahmen zunächst von mehreren Tätern ausgehen mussten, brauchte es noch weitere Abklärungen.»
Der Amok-Schütze, so Andrä weiter, habe sich selbst das Leben genommen. Beim Täter handelt es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner, der schon länger in München gelebt hatte. «Bei der Polizei bekannt war er nicht», erklärt Andrä. Über ein Motiv ist noch nichts bekannt.
In den frühen Morgenstunden wird auch das traurige Ausmass des Attentats ersichtlich: Insgesamt zehn Menschen sterben. 16 Personen werden verletzt, drei davon schwer. Sie schweben in Lebensgefahr. Auch Kinder und Jugendliche wurden von den Kugeln des Amoks getroffen.
München steht unter Schock. Nur vier Tage nach dem Axt-Attentat von Würzburg wird erneut der Süden Deutschlands Ziel eines Anschlags. Doch die Stadt rückt zusammen. Stellvertretend dafür steht eine Nachricht der Münchner Polizei aus der vergangenen Nacht auf Twitter: «Wir sind gerührt von der Hilfsbereitschaft der Münchner Bevölkerung. Vielen Dank!» Und dazu der Hashtag #gemeinsamfürMünchen.