1 Toter in Hamburger Supermarkt
Haftbefehl gegen islamistischen Angreifer

Ein Mann sticht am Freitag in einem Hamburger Supermarkt auf Kunden ein. Ein Mann stirbt. Der Angreifer wird festgenommen und die Staatsanwaltschaft erlässt Haftbefehl. Ausserdem steht fest: Der Verhaftete war den Behörden als Islamist bekannt.
Publiziert: 29.07.2017 um 12:22 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 16:48 Uhr

Bei dem Mann mit dem Messer handelt es sich der Polizei zufolge um den 26-Jährigen Ahmad A., der in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren wurde.

Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl gegen ihn erlassen. Der Verdächtige sitze nun in Untersuchungshaft, sagte die Hamburger Oberstaatsanwältin Nana Frombach am Samstagabend.

Sein Motiv blieb unklar, da er sich bisher noch nicht zur Sache geäussert habe. Es wird allerdings auch in die Richtung eines terroristischen Hintergrunds ermittelt. Der Staatsschutz sei eingeschaltet. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete der «Tagesspiegel», der Verdächtige sei den deutschen Behörden als Islamist bekannt. «Er wurde als Islamist geführt, nichts allerdings als Dschihadist. Er war dem LKA und dem Verfassungsschutz bekannt», sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote gemäss «Focus.de» an einer Pressekonferenz am Samstag. Zudem war er als psychisch labil eingeschätzt worden.

Polizeibeamte der Spurensicherung untersuchen in Schutzanzügen den Tatort.
Foto: KEYSTONE/dpa/A4211/_MARKUS SCHOLZ

Nach Angaben des Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz handelt es sich bei dem Täter «offensichtlich um einen Ausländer, der ausreisepflichtig war». Der Messer-Angreifer von Hamburg war nach Behördenangaben ein abgelehnter Asylbewerber und hätte demnächst ausreisen sollen.

Der Mann habe gegen seinen negativen Asylbescheid keine Rechtsmittel eingelegt und auch bei der Organisation von Passersatzpapieren mitgewirkt. Noch am Freitag habe sich der Mann bei der Ausländerbehörde erkundigt, ob seine Passersatzpapiere eingetroffen seien.

Über Norwegen sei der Mann im März 2015 nach Deutschland gekommen, zunächst nach Dortmund. Von dort aus sei er im klassischen Asylverteilungsverfahren nach Hamburg weitergeleitet worden. Hier sei er im gleichen Monat eingetroffen und habe schliesslich im Mai 2015 einen Asylantrag gestellt.

Täter war alkoholsüchtig

Ausserdem soll Ahmad A. ein Alkoholproblem gehabt haben und bereits wegen eines Ladendiebstahls auffällig geworden sein. «Solchen Anschlägen in dieser Begehungsform wohnt immer ein hohes Mass an Unberechenbarkeit inne, weil es eine in gewisser Weise willkürliche Tat ist - mit primitivsten Mitteln, an einem fast beliebigen Ort ausgeführt», sagte Grote.

Auch Angreifer wurde verletzt

Fünf Menschen wurden nach Angaben der Polizei durch Messerstiche teils schwer verletzt, ein weiterer wurde verletzt, als er half, den Tatverdächtigen zu überwältigen.

Bei der Festnahme wurde auch der Angreifer selbst verletzt. Er habe über Kopfschmerzen geklagt, sagten die Polizisten.

Ahmad A. war am Freitagnachmittag in einer belebten Einkaufsstrasse im Stadtteil Barmbek in das Geschäft gekommen und hatte laut der Polizei mit einem Küchenmesser wahllos auf Kunden eingestochen. Anschliessend flüchtete er, wurde aber von Passanten verfolgt und schliesslich überwältigt. Hinweise auf einen zweiten Täter gab es laut Polizei zunächst nicht.

Mehrmals «Allahu Akbar» geschrien

Augenzeugen berichteten, der Täter habe auf seiner Flucht mehrfach «Allahu Akbar». Dies bedeutet übersetzt «Gott ist gross». Es gab in der Vergangenheit mehrfach Terroranschläge islamistischer Extremisten, bei denen die Täter diesen Ausruf verwendeten.

«Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Einschätzung seriös nicht möglich», sagte ein Sprecher der Polizei am Nachmittag zu einem möglichen Terror-Hintergrund der Tat. Ein Raubmotiv schloss die Polizei aus.

Ein Toter bei Attacke

Ein 50-jähriger Mann starb bei der Messerattacke. Daneben wurden eine 50-jährige Frau und vier Männer im Alter zwischen 19 und 64 Jahren durch Messerstiche zum Teil schwer verletzt. Ein 35-Jähriger wurde zudem bei der Überwältigung des Messerstechers verletzt.

Kurz nach der Tat sicherten schwerbewaffnete Polizisten den Tatort. Rettungskräfte rückten mit einem Grossaufgebot an, auch ein Rettungshelikopter landete auf der Strasse. Es komme zu Strassensperrungen, teilte die Polizei mit. «Bereich bitte weiträumig umfahren!», schrieb sie bei Twitter.

Am frühen Abend waren die meisten Einsatzkräfte wieder abgerückt. Beamte der Spurensicherung untersuchten in weissen Schutzanzügen den Tatort. Ausserdem bat die Polizei die Bevölkerung auf Twitter um Mithilfe und um die Zusendung von Videos und Handy-Aufnahmen vom Tatgeschehen. (SDA/ent/stj)

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