Plünderungen, Wurfgeschosse und Zerstörung am 1. Mai
Chaoten wüten in Paris

Mehr als tausend Vermummte haben am 1. Mai Pariser Polizisten angegriffen, Autos zerstört und Geschäfte geplündert. Knapp 200 Randalierer wurden festgenommen. Vier Beamte wurden verletzt.
Publiziert: 01.05.2018 um 20:28 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:28 Uhr
1/24
20'000 Menschen fanden sich in Paris zum traditionellen Marsch der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit zusammen.
Foto: EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON

Brennende Fahrzeuge und zerstörte Geschäfte haben den 1. Mai in Paris geprägt: Während es in der Schweiz verhältnismässig ruhig blieb, lieferten sich in der französischen Hauptstadt am Tag der Arbeit mehr als tausend Vermummte Strassenschlachten mit der Polizei. Diese nahm fast 200 Angehörige des «Schwarzen Blocks» fest.

In Paris kamen nach Angaben der Polizei 20'000 Menschen zu dem traditionellen Marsch der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit zusammen. Die Gewerkschaft CGT sprach von 55'000 Teilnehmern. Die Zahl der Vermummten wurde von der Polizei mit rund 1200 angegeben. Sie trugen schwarze Jacken und Gesichtsmasken; viele führten Banner mit anarchistischen Symbolen mit sich.

McDonald's-Filiale stand in Flammen

Der reguläre Protestzug kam ins Stocken, als aus dem «Schwarzen Block» heraus Ausschreitungen begannen. Vermummte griffen die Polizisten mit Wurfgeschossen an, zertrümmerten Autos und Fensterscheiben und steckten Fahrzeuge in Brand. Einige plünderten eine McDonald's-Filiale und setzten sie in Brand. Auch andere Lokale wurden verwüstet.

Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Vermummten vor. Sie nahm 200 von ihnen fest, nachdem sie diese eingekesselt hatte. Vier Beamte wurden bei den Ausschreitungen verletzt.

Polizei war auf Unruhen vorbereitet

Der französische Innenminister Gérard Collomb verurteilte «mit Nachdruck» die «Gewalt und Sachbeschädigungen» am Rande der Demonstration zum Tag der Arbeit. Die Pariser Polizei hatte zuvor mit Ausschreitungen gerechnet: «Extremistische Gruppen» wollten den Tag zu einem «grossen revolutionären Treffen machen», hatte sie erklärt. In anderen französischen Städten blieb es bei den Mai-Demonstrationen ruhig.

In Frankreich ist in den vergangenen Wochen der Zorn vieler Arbeitnehmer über die Reformen von Präsident Emmanuel Macron gewachsen. Seit Anfang April hat es zahlreiche Streiks im öffentlichen Dienst gegeben, insbesondere bei der Bahn.

Macron will die Staatsbahn SNCF wettbewerbsfähiger machen und den beamtenähnlichen Status der Bahnbeschäftigten abschaffen. An den Mai-Demonstrationen nahmen am Dienstag besonders viele Bahn-Beschäftigte teil.

Rechts und Links geben sich die Schuld

Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon führte den Protestzug in Marseille an, an dem nach Polizeiangaben 4200 Menschen teilnahmen. Sie marschierten hinter einem Schriftzug her, auf dem «Gegen Macron und seine Welt» stand. Mélenchon sagte, die soziale Bewegung und die politischen Kräfte seien dabei, sich zusammenzuschliessen - nicht aber die Gewerkschaften untereinander.

Aus der Opposition kam nach den Vorfällen Kritik: Der Parteichef der konservativen Republikaner, Laurent Wauquiez, kritisierte ein Scheitern des Staates. «Schreckliche Bilder heute für unser Land», schrieb er auf Twitter.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Mélenchon verurteilte «unerträgliche Gewalttaten gegen die 1.-Mai-Demonstration» und vermutete «rechtsextreme Banden» als Verantwortliche. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen sprach dagegen von «linksextremen Milizen».

Macron hielt sich derweil im australischen Sydney auf. Er verteidigte sich dort gegen Kritik, am 1. Mai fernab der Heimat zu sein. «Wollen Sie, dass ich zu Hause bleibe und vor dem Fernseher sitze?», fragte er. «Ich habe andere Dinge zu tun, ich arbeite weiter, die Reformen werden jeden Tag fortgesetzt.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Der französische Präsident verurteilt die Gewalttaten und will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden