Die Hitzewelle diese Woche gibt Klimawandel-Warnern nochmals Schub. Besonders herbe Kritik muss das Fliegen einstecken. Denn Flugzeuge stossen viel CO2 aus. Wer das Klima schützen will, muss aber trotzdem nicht zuhause bleiben. Eine Alternative, gerade für Europa-Reisen, sind klimafreundlichere Züge. Dieses Sauber-Image machen sich nun die SBB für eine neue Kampagne zunutze.
Wie Bilder auf Twitter zeigen, bekleben Mitarbeiter für die Aktion #trainforclimate über Nacht Fenster im Zug. Auf den Postern: Flugzeugfenster. Der Werbeslogan dazu lautet «Klimafreundlich durch Europa» – ganz ohne Flugscham. Etwas umständlicher das ganze auf Französisch «À travers l'Europe dans le respect du climat». Dazu preisen die Bundesbahnen Angebote für Fahrten nach Paris und Berlin an. Auffällig ist die rote Schrift. Sie erinnert stark an die Fluggesellschaft Swiss.
Zugchef informiert im Flugzeug-Stil
Auch ein Video gehört zur Klima-Aktion. Darin präsentiert der «Chef de Waggon» inklusive Rollwägelchen im Gang eines Zuges seinen Passagieren wichtige Informationen zur Reise. Der Zug fahre mit Strom aus 90 Prozent Wasserkraft. «In Bern ist das Klima freundlich, bei sommerlichen 24 Grad», sagt der Herr über das zu erwartende Wetter am Zielort.
Den neuesten SBB-Job übernommen hat Edward Piccin. Der Schauspieler ist unter anderem aus der Schweizer Sitcom «Mannezimmer» bekannt. Einen wichtigen Unterschied zur Reise im Flugzeug nennt er zum Schluss: «Ihre elektronischen Geräte dürfen Sie weiterhin gerne verwenden.» Ob das als Argument zieht, bleibt abzuwarten.
Fahren die SBB auch in Deutschland «klimaneutral»?
Die SBB wollen auf Anfrage nicht viel zur Kampagne sagen. «Wir möchten die Kampagne für sich sprechen lassen», meint eine Sprecherin. «Wir freuen uns, dass wir bei den internationalen Verbindungen einen positiven Trend spüren. Wer mit der Bahn in die Ferien reist, schont das Klima. Als einziger Verkehrsträger ist die Schiene quasi klimaneutral», sagt sie weiter. Zudem könne man dank der Spartickets auch preislich mithalten.
Allerdings ist die Zugreise durch Europa wohl doch nicht so klimafreundlich, wie die SBB verkündet. So führt etwa die Strecke nach Berlin grösstenteils durch Deutschland. Und dort ist nicht 90 Prozent Wasserkraft für den Strom verantwortlich – sondern Elektrizität aus Braunkohlekraftwerken. Zudem fahren auf vielen Strecken noch Dieselloks.