Matthias Hüppi bückt sich und verzieht dabei sein Gesicht, wie wenn ein Metzgermesser in seinem Rücken stecken würde. Dabei will der Star-Moderator doch nur einen Stein hochheben.
Aber in diesem Fall handelt es sich eben nicht um einen normalen Stein, sondern um den 83,5 kg schweren Koloss, der am «Eidgenössischen» gestossen wird. Der knapp 70 kg leichte Hüppi hebt diesen Mega-Brocken immerhin bis auf die Höhe seiner Schienbeine, muss ihn dann aber fallen lassen. Er keucht: «Wahnsinn, de Siech fahrt brutal i!»
Einer, der diesen brutalen «Siech» ausgezeichnet im Griff hat, ist unser Bob-Star Beat Hefti. Der aktuelle Vize-Weltmeister im Zweierbob wird in Burgdorf im Steinstossen antreten.
Er zeigt Matthias Hüppi und Stefan Hofmänner, wie man den Stein richtig stösst – sein erster Versuch landet bei 3,47 m. Damit hätte sich der Appenzeller beim letzten Eidgenössischen in Frauenfeld in den Top 10 platziert.
Hefti ist sich sicher: «Es gibt nicht mehr als fünf Schwinger, die diesen Stein aufheben können. Die nötige Kraft bringen zwar alle Bösen mit, aber das Steinstossen in dieser Gewichtsklasse ist zu 50 Prozent eine Frage der Technik.»
Hüppi und Hofmänner schütteln nach dieser ersten Lektion ziemlich resignierend den Kopf, doch dann hat Hefti für die beiden Mikro-Männer auch noch eine aufbauende Nachricht: «Am Eidgenössischen wird neben dem 83er- auch mit dem 20er- und dem 40er-Stein gestossen. Und das probieren wir jetzt zusammen aus.»
Der Berner Hofmänner, der vor seiner TV-Karriere das Diplom zum Sportlehrer gemacht hat, nimmt als Erster mit dem Zwanziger Anlauf. Der «Jungfernstoss» des Kommentators knackt immerhin die Zwei-Meter-Grenze.
Die Reaktion von Hüppi fällt gleichzeitig begeisternd und ernüchternd aus: «Stefan, super! So weit komme ich nie und nimmer.»
Doch der gebürtige St. Galler wächst über sich hinaus und stösst im ersten Versuch ein paar Zentimeter weiter als sein Kollege. «Jetzt könnte ich eigentlich aufhören. Mit diesem Versuch habe ich mein Pulver bereits verschossen.»
Aber Hüppi überrascht sich erneut selber, indem er das gewichtige Gerät ein paar Minuten später auf 3,80 m wuchtet. Weil das Berner «Muskeltier» Hofmänner in der Zwischenzeit aber bereits die Fünf-Meter-Marke übertroffen hat, riskiert Hüppi bei seinem letzten Versuch in der 20-Kilo-Kategorie alles.
Beat Hefti verteilt Komplimente
Hüppis Übermut geht um ein Haar ins Auge. Im entscheidenden Moment rutscht ihm der Stein aus der Hand und fliegt nur haarscharf an seinem Schädel vorbei.
Der 52-Jährige macht sich lustig über die gefährliche Situation. «Weil ich einen extrem harten Kopf habe, hätte der Stein ein echtes Problem gehabt, wenn er mit meinem Dickschädel kollidiert wäre ...»
Dann geht es mit dem 40-kg-Stein weiter, der aus dem Stand gestossen wird. Hofmänner stösst auf Anhieb zwei Meter, Hüppi ist einmal mehr baff: «Da bring i niä anä!»
Diesmal liegt der leidenschaftliche Hobby-Fussballer und Marathonläufer richtig: Matthias bleibt bei seinem Versuch mit dem Vierziger unter zwei Meter und winkt ab: «Mir reicht es! Ich möchte an dieser Stelle meine Karriere als Steinstösser beenden.»
Nur der 46-jährige Hofmänner, der in ganz jungen Jahren als Weitspringer oft mit den Zehnkämpfern trainiert hat, setzt noch einen Hammer-Stoss oben drauf – 2,80 m! Coach Hefti ist zufrieden: «Eure Stösse waren zwar alle etwas flach, aber insgesamt habt ihr euch gut geschlagen. Bravo!»
Obwohl Hofmänner in beiden Kategorien weiter gestossen hat als Hüppi, reicht er am Schluss seinem Ostschweizer Kollegen die Hand zur Gratulation: «Den 83-Kilo-Stein hast du höher gehoben als ich. Da hast du mich echt beeindruckt.»
Hüppi lächelt leicht gequält: «Meine Handgelenke sind nach dieser Aktion zwar völlig hin, aber die brauche ich zum Glück nicht für meine ESAF-Moderation.»