Dass die Internetwährung Bitcoin zur zweiten offiziellen Landeswährung der Schweiz wird, hält Patrick Odier, Präsident der Bankiervereinigung, für «unmöglich». Das sagte Odier in der «Samstagsrundschau». Die Online-Währung hatte zuletzt Schlagzeilen gemacht, weil die Stadt Zug ab 1. Juli Bitcoins als Zahlungsmittel für gebührenpflichtige Leistungen der Einwohnerkontrolle akzeptiert.
Der Chef der Schweizer Bankiers äusserte sich auch zum Geldwäscherei-Fall um die Tessiner Bank BSI. Diese hatte an einem Korruptionsskandal beim malaysischen Staatsfonds 1MDB kräftig mitverdient und wurde diese Woche von der Finanzmarktaufsicht Finma geschlossen (BLICK berichtete).
Weitere Fälle nicht ausgeschlossen
Es handle sich um einen Einzelfall, der natürlich nicht gut sei für den Finanzplatz, sagte Odier. Allerdings entwickle sich der Markt vor allem in Asien, zum Teil in Schwellenländern. «Bei Geschäften in diesen Ländern ist es von Zeit zu Zeit schwieriger zu beurteilen, woher das Geld kommt, weil die Informationssysteme weniger entwickelt sind», so Odier. Trotz aller Bemühungen könnten weitere Fälle dieser Art leider nicht verhindert werden.
Der Schweizer Finanzplatz habe aber auf den Paradigmenwechsel in der Bankenwelt (Stichwort Schwarzgeld) schnell und gut reagiert. «Im Vergleich zum Ausland hat der Finanzplatz das eher gut gemacht», so Odier weiter.
Gegen Matter-Initiative
Es drohen aber neue Gefahren. So sprach sich Odier gegen die von SVP-Nationalrat Thomas Matter angeführte Volksinitiative aus, die das Schweizer Bankgeheimnis in der Verfassung verankern will. Diese werde dazu führen, dass die Banken mehr Haftung übernehmen müssten als in der Vergangenheit: Selbst wenn nicht sicher sei, dass Kundengelder komplett versteuert sind, dürften die Banken das nicht mehr melden, weil die Verfassung das verbietet.
«Das führt zu Konfliken zwischen den Schweizer Regeln und internationalen Standards. In diesem Sinn ist die Initiative eine falsche gute Idee», so Odier. Die zusätzliche Regulierung könnte ausserdem dazu führen, dass Banken ins Ausland abwandern, «weil das Geschäft dort einfacher und sicherer betrieben werden kann».
Freien Zugang auf die Märkte in der EU
Im Gespräch sprach sich Odier erneut für eine Lösung der Probleme mit der EU aus. Dies, weil ohne eine europakompatible Regelung zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und ohne Rahmenabkommen kein EU-Marktzutritt für Schweizer Banken möglich sei. «Der Marktzutritt hat oberste Priorität für uns», so Odier. Man müsse zwar die Situation für die Bevölkerung verbessern. «Gleichzeitig muss die Bevölkerung verstehen, wie absolut essentiell der Markzugang in Europa für alle Branchen ist.»
Odier stand der Schweizerischen Bankiervereinigung sieben Jahre vor. Im Herbst wird sein Nachfolger bestimmt. Als aussichtsreicher Kandidat gilt der ehemalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz. (sf)