Die Zustände in den beiden Hochhäusern an der Neufrankengasse 6 und 14 im Zürcher Kreis 4 sind desolat. In den Ecken befinden sich Urinpfützen, zwischen ihnen mischen sich Blutspuren. Daneben Erbrochenes. Die Beleuchtung in den Gängen funktioniert schon lange nicht mehr. An den Eingangstüren sind die Schlösser aufgebrochen. Dutzende von Drogenkonsumenten wandern wie Zombies durch die sieben Stockwerke. Sie suchen einen Dealer. Trotz allen Elends wohnen hier immer noch Menschen. Einfache Mieter. Nicht, weil sie wollen. Mehr, weil sie müssen.
Heute soll geräumt werden
Wie die drei afrikanischen Familien, die sich täglich mit Dealern und Junkies arrangieren müssen. Alle paar Stunden durchkämmt eine Polizeipatrouille das Gebäude. Kaum vorstellbar, dass heute diese Bilder und das Treiben ein Ende nehmen sollen. Doch: Der Besitzer der Gammelhäuser hat die Räumung angekündigt. Er will die Objekte verbarrikadieren. Zukunft offen.
Razzia legt prekäre Wohnsituation offen
Die meisten Bewohner der betroffenen Liegenschaften waren und sind Sozialhilfebezüger oder Asylanten. Am 20. Oktober 2015 führten Kantonspolizei und Stadtpolizei Zürich eine Razzia wegen mutmasslichen Mietwuchers durch. Der Besitzer, Multimillionär Peter S.* (50) aus Küsnacht ZH, wurde damals zusammen mit drei Angestellten verhaftet (BLICK berichtete).
Die Räumungsankündigung scheint gewirkt zu haben. Gestern luden ein paar Bewohner ihr Hab und Gut in Kastenwägen und auf Velo-Anhänger. Manche zieht es zu Freunden oder Bekannten. Zwei Bands, die im Keller ihre Studios hatten, bringen Instrumente und Verstärker aus dem Haus. Die Stadt Zürich versucht für alle Betroffenen adäquate Lösungen zu finden.
Junkies auf der Strasse
Einzig die Junkies wissen noch nicht, wo sie ihren Stoff nach der Räumung holen sollen. «Die irren dann durch die Quartiere und spritzen in den Innenhöfen», sagt Lisa, die seit etwa drei Jahren an der Neufrankengasse ihre Drogen kauft.