Die Mordermittler der Kantonspolizei Aargau sind stinksauer auf die Behörden in Frankreich. Der Killer Nicolas Vaiarelli (52) läuft trotz Verhaftung seinerzeit in Frankreich immer noch frei herum. Es gab weder einen Prozess noch ein Urteil. Vaiarelli hatte im Januar 2007 den Sexclub-Mitinhaber Marco K.* († 39) im Streit erschossen, verbrannt und in einem Wald in Neuenhof AG verscharrt.
Fiona Strebel von der Aargauer Oberstaatsanwaltschaft bestätigt die BLICK-Recherche: «Die Gründe, weshalb es in diesem Fall noch zu keiner Verhandlung gekommen ist, sind uns nicht bekannt.»
Zwar erhielt die Staatsanwaltschaft vom Bundesamt für Justiz (EJPD) jeweils Informationen. Letztmals am 17. Mai 2016. Das EJPD leitete ein Schreiben des französischen Justizministeriums weiter. Darin stand, Vaiarelli sei am 18. Dezember 2015 ein weiteres Mal befragt worden und solle im Juni 2016 erneut befragt werden. Nur: «Bis zum heutigen Zeitpunkt ging keine weitere Mitteilung mehr ein», sagt Strebel. «Wir wissen daher nicht, ob eine weitere Befragung mit ihm im Juni 2016 tatsächlich stattgefunden hat.»
Vaiarelli bestreitet die Tat. Laut BLICK-Informationen vermuten die Aargauer Ermittler, dass er gute Kontakte in französische Polizeikreise hat und Bestechungsgelder im Spiel sein könnten. Denn der rumänisch-französische Doppelbürger wurde nach seiner Flucht im Juli 2007 zwar in Frankreich verhaftet, kam im März 2010 aber frei – trotz wasserdichter Aktenlage und zwei Zeuginnen, die ihn massiv belasten. Damals warnte die Aargauer Staatsanwaltschaft die Angehörigen von Marco K. und die Zeuginnen. Denn: Vaiarelli war schon 1987 wegen Mordes verurteilt worden.
Weshalb ihn Frankreich nicht in Sicherheitshaft nimmt und das Risiko eingeht, dass er zum dritten Mal mordet, bleibt für die Aargauer Ermittler ein Rätsel. Auf das Verfahren haben sie keinen Einfluss mehr.
Das EJPD verwies BLICK an die Behörden in Frankreich. Doch weder dort noch bei der französischen Botschaft in Bern war jemand zum Mordfall zu erreichen.