Ex-Trainer Burgermeister über den Tour-Überflieger
«Ustjugow ist eher locker und faul»

Der Russe Sergei Ustjugow (24) dominiert an der Tour de Ski – und das obwohl ihm Trainings zuwider sind.
Publiziert: 06.01.2017 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:02 Uhr
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Bärenstark: Mit seinem wenig ästhetischen, aber kraftvollen Stil läuft Sergei Ustjugow an der Tour de Ski die Konkurrenz in Grund und Boden.
Foto: AP
Stefan Meier

Sergei Ustjugow stapft derzeit wie ein wütender russischer Bär von Sieg zu Sieg. Die ersten vier Etappen der Tour de Ski hat Mann aus Sibirien allesamt für sich entschieden. Dabei ist er gar nicht so böse, wie es in der Loipe den Anschein macht. «Sergei ist ein angenehmer Typ. Er war zweieinhalb Jahre bei mir und immer freundlich und nett als Person», sagt sein Ex-Coach Reto Burgermeister.

Nur momentan hat der 24-Jährige wie Wut im Bauch. Ustjugow, der nur russisch spricht, kann überhaupt nicht verstehen, dass seine Landsleute von der Fis provisorisch gesperrt wurden aufgrund des McLaren-Reports. «Ich mache das für das Team», sagte der letztjährige Dritte Anfangs Tour.

Untypische Worte. «Ich habe ihn eigentlich absolut nicht als Teamplayer erlebt. Er macht eher sein eigenes Ding», erinnert sich Burgermeister.

Es ist nicht das einzige, das ihn überrascht. «Für mich ist seine Stärke etwas schwierig nachzuvollziehen, weil ich weiss, wie wenig er im Sommer gearbeitet hat. Ich habe keine Ahnung, woher das kommt», führt Burgermeister aus. Was er damit sagen will: Ustjugow ist nicht gerade ein Trainingsweltmeister. «Er war immer eher auf der lockeren und faulen Seite. Deshalb ist es ja am Ende auch nicht mehr gegangen.»

Burgermeister musste im Sommer aufgrund der unüberbrückbaren Differenzen in der Trainingsphilosophie gehen. Ustjugow trainiert nun beim Deutschen Markus Cramer. Darf dort sein bescheidenes Pensum abspulen. Diesen Winter wird er auf rund einen Drittel weniger kommen als etwa Dario Cologna, der gut 900 Stunden trainiert.

Und trotzdem führt Ustjugow die Tour de Ski an. Denn der 1,84 Meter grosse und 80 kg schwere Russe bringt alles mit, was ein Top-Läufer braucht. «Er hat viel Kraft und einen grossen Motor. Durch seine Grösse hat er auch sehr gute Hebel», zählt Burgermeister auf. «Es sieht nicht schön aus, was er macht, aber das spielt ja keine Rolle.»

Im Gegenteil. So verbreitet der böse russische Bär erst recht Angst.

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