Die Heilmittelstelle Swissmedic schlägt Alarm: Im Kampf gegen Bauch- und Hüftspeck greifen immer mehr Schweizer zu gefährlichen Diätpillen. «Wir stellen eine deutliche Zunahme von Importen fest», sagt Ruth Mosimann. Sie leitet die Abteilung zur Überwachung illegaler Arzneimittel bei Swissmedic.
«Im letzten Jahr haben wir 72 Postsendungen eingezogen. In diesem Jahr sind es schon 67 – und die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches grösser sein.»
Weil sich viele den mühsamen Gang zum Arzt ersparen wollen, bestellen sie die gefährlichen Schlankmacher einfach im Internet. Dort sind sie richtig teuer: 100 Franken kostet eine Monatspackung im Schnitt. Bestellt man mehrere Packungen zugleich und wird beim Schmuggel vom Zoll erwischt, kann es richtig ins Geld gehen. «Wir leiten dann ein Verwaltungsverfahren ein», so Mosimann. «Der Besteller muss die Verfahrenskosten tragen: rund 400 Franken.»
Swissmedic zeigte SonntagsBlick die Liste der gefährlichsten Schlankheitsmittel (siehe Box rechts). «Die Produkte enthalten Sibutramin, Orlistat und Rimonabant», sagt Ruth Mosimann. Stoffe, die drastische Nebenwirkungen haben können:
• Rimonabant ist seit dem vergangenen Jahr weltweit verboten. Der Wirkstoff löst Depressionen aus. Nach der Einnahme des Medikaments kam es zu Selbstmorden.
• Orlistat kann zu Flatulenzen, Durchfall und Vitaminmangel führen.
• Sibutramin kann Darmblutungen auslösen, Bluthochdruck und im schlimmsten Fall einen Herzinfarkt.
Auch in den bekannten Diätpillen Xenical und Reductil sind Sibutramin und Orlistat enthalten. Diese Präparate gibts aber nur auf Rezept.
Die illegalen Pillen im Internet stammen hauptsächlich aus dem asiatischen Raum. Die Hersteller verkaufen sie mit dem heimtückischen Hinweis, es handle sich dabei um pflanzliche Schlankheitsmittel. Swissmedic aber fand auch hier die gefährlichen Wirkstoffe.
Stoffwechsel-Experte Fritz Horber (56): «Vor Medikamenten, die im Internet angeboten werden, kann ich nur warnen.» Er behandelt seit Jahren übergewichtige Menschen. Dabei verwendet er auch Xenical und Reductil. «Schlankheitsmittel dürfen aus medizinischer Sicht auf keinen Fall rezeptfrei abgegeben werden.» Deshalb fordert der Fachmann: «Die Internetseiten, die diese Medikamente verkaufen, müssen gesperrt werden.»
Problematisch findet Horber die neuste Entwicklung auf dem Diätpillenmarkt: «Xenical wird wahrscheinlich ab nächsten Januar rezeptfrei erhältlich sein.»
Swissmedic prüft gegenwärtig tatsächlich eine Zulassung. In den USA und Frankreich ist das Produkt unter dem Namen Alli, mit der halben Xenical-Dosis, bereits frei erhältlich.
«Wie viel Gewicht man mit der geringeren Dosis verliert, ist allerdings ungewiss», sagt Horber.
Swissmedic warnt vor der Einnahme ohne Rezept: Xenical (Orlistat), Acomplia (Rimonabant, seit 2008 weltweit verboten), Reductil (Sibutramin). Die Warnung von ausländischen Gesundheitsbehörden finden Sie auf www.swissmedic.ch.
Swissmedic warnt vor der Einnahme ohne Rezept: Xenical (Orlistat), Acomplia (Rimonabant, seit 2008 weltweit verboten), Reductil (Sibutramin). Die Warnung von ausländischen Gesundheitsbehörden finden Sie auf www.swissmedic.ch.