Je älter Atomkraftwerke werden, je unhaltbarer der dreckige Kohle-Strom wird und je unrentabler die Wasserkraft, desto mehr rückt eine Branche ins Licht: die Photovoltaik – Strom aus Sonnenenergie.
Viele europäische Unternehmen wollen von dem Boom profitieren. Allein, an einigen geht er vorbei. Denn billige Produkte aus China schlagen auf dem Markt häufig die Qualität teurerer Produkte. Konkurrenten werden staatlich subventioniert und haben dadurch einen Wettbewerbsvorteil. Deshalb gelingt es auch Schweizer Unternehmen kaum, die Sonnenstrahlen gut genug zu Geld zu machen.
Tiefer in den roten Zahlen als 2014
Das sieht man an einer Zahl, die der Technologiekonzern Meyer Burger am heutigen Dienstag präsentierte. 168,96 Millionen Franken Verlust machte der Solartechnik-Zulieferer im letzten Jahr. Damit rutschen die Thuner im Vergleich zum Vorjahr gut ein Viertel tiefer in die roten Zahlen. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht hervor.
Nach der Veröffentlichung rauschte der Aktienkurs hinab: von 5.00 auf zwischenzeitlich 4.30 Franken. Am Abend war eine Aktie des Unternehmens 4.36 Franken wert. Anfang 2011 war es noch das Neunfache.
«Mit dem Resultat kann ich keinesfalls zufrieden sein», sagte Konzern-Chef Peter Pauli. Das hindere ihn jedoch nicht daran, weiterhin optimistisch zu sein. «Die Trends zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»
Meyer Burger kann womöglich Auftragsvolumen steigern
Damit sind die Aufträge gemeint. Deren Gesamtvolumen stieg zu konstanten Wechselkursen im Vergleich zum Vorjahr um 40.4 Prozent auf 418.9 Millionen Franken. In Franken gerechnet ist das ein Plus von 28.5 Prozent.
Einige Aufträge werden aber erst in diesem Jahr zu Geld. Wegen Projektverzögerungen stehen rund 40 Millionen Franken Umsatz erst in diesem Jahr in den Büchern.
Die höheren Auftragsbestände deuteten immerhin darauf hin, «dass 2016 eine nochmalige Volumensteigerung möglich ist», heisst es in einer Analyse der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Weniger Forscher, weniger Investitionen
Diese Steigerung benötigt Meyer Burger. Denn Mitte 2017 muss das Unternehmen eine Anleihe von 130 Millionen Franken bedienen. Das Geld dafür muss in diesem Jahr her. Um eine entsprechende Refinanzierung zu bekommen, müsse Meyer Burger die Banken überzeugen, so ein Analyst gegenüber BLICK. Wenn das nicht gelinge, stünde womöglich eine Insolvenz ins Haus.
Das wird nicht einfach. Günstige Produkte aus China fluten weiter den Markt. Meyer Burger selbst lebt schon jetzt von der Substanz: Das Eigenkapital ist von 2014 auf 2015 um 16 Prozent abgeschmolzen. Deshalb versucht CEO Pauli, die Kosten in den Griff zu bekommen. Dabei müssen auch Entwickler und Forscher den Gürtel enger schnallen, beziehungsweise gehen: Knapp 60 Mitarbeiter wurden in dem Bereich 2015 entlassen. Auch die Investitionen wurden um fast vier Millionen Franken gekappt.
«Die Hoffnung stirbt zuletzt»
Dennoch hält Meyer Burger-Chef Pauli an dem Ziel fest, 2020/21 einen Umsatz von Rund 1,3 Milliarden zu erwirtschaften und eine Gewinnmarge von zwischen 13 bis 15 Prozent auf der Stufe EBITDA – «aus heutiger Sicht sicherlich sehr ambitiös», wie das Unternehmen im Geschäftsbericht selbst zugibt.
Immerhin sind einige Analysten einigermasse zuversichtlich, dass das Unternehmen das Ruder in diesem Jahr herumreissen wird: Der ZKB-Bericht zu Meyer Burger trägt den Titel «Die Hoffnung stirbt zuletzt».