Von diesem Wachstum können viele Branchen nur träumen. Innert 36 Monaten hat sich das Sammelvolumen von Getränkekartons vervierfacht! In den letzten drei Monaten 2014 wurden über 88 Tonnen zurückgebracht.
Der Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz (GKR) konnte seit 2012 mehr als 70 Gemeinden in elf Kantonen überzeugen, mitzumachen. Deren Recyclinghöfe stellten den grünen «Big Bag» auf. Auch 13 Spar-Läden machen mit.
Neun von zehn Schweizern würden die Milchpackungen zurückbringen, wenn es eine Rückgabestelle gäbe. Aber genau da liegt der Haken. Es gibt zu wenige. Die bestehenden sind nur Teil eines Pilotprojekts, das nun ausgewertet wurde. Fazit: Das System würde funktionieren. Doch es ist zu teuer.
«Die Akzeptanz bei allen beteiligten Partnern der Pilotphase und der Bevölkerung ist hoch», steht im Bericht. Auch der Öko-Aspekt stimmt: Im Vergleich zur Verbrennung können 80 Prozent der klimaschädigenden Gase eingespart werden.
Hinter dem GKR stecken drei Getränkekarton-Hersteller, allen voran Tetra Pak. Er kämpft seit Jahren darum, sein Produkt als besonders ökologisch verkaufen zu können. Doch das ist erst möglich, wenn sich die Verpackung vollständig rezyklieren lässt. Für das Schweizer Pilotprojekt liessen die Firmen eine Million springen.
Doch ein schweizweites Recycling können sie nicht finanzieren. Sie setzen auf eine vorgezogene Recycling-Gebühr von zwei Rappen pro Pack und hoffen, dass die Initiative «Grüne Wirtschaft» durchkommt, die in Bern diskutiert wird. Doch die Wirtschaft sperrt sich dagegen.
Die wichtigste Rolle spielen Migros und Coop. Sie lassen über ihre Interessengemeinschaft Detailhandel (IG DHS) ausrichten, dass eine Rücknahme in den Läden «zurzeit kein Thema» sei. «Der Aufwand für die Sammelinfrastruktur ist im Vergleich zum erzielten Umweltnutzen zu hoch.» Die Kunden wollen die Packungen aber in den Läden zurückgeben.
Wo liegt das Problem? In einer Studie der IG DHS findet man den wahren Grund für die Ablehnung: «Die Materialerlöse sind sehr tief», steht darin. In einem Tetra Pak sind eben nicht nur Karton, sondern auch 20 Prozent Kunststoff und fünf Prozent Alu drin. «Getränkekartons können in der Schweiz heute noch nicht vollumfänglich rezykliert werden, weil es die dafür notwendigen Anlagen noch nicht gibt», räumt Markus Gerber vom GKR ein. Darum zahlt auch kein potenzieller Abnehmer genug für die Behälter.
Immerhin nimmt das Thurgauer Karton-Unternehmen Model die bisherigen Getränkekartons zurück. Bis Ende 2016 soll in Weinfelden sogar eine Maschine bereitstehen, die auch die Reststoffe so separiert, dass sie weiterverkauft werden können.