Schock für die Schaffhauser Gemeinde Beringen: Der US-Pharmamulti Abbott macht nach 14 Jahren seine Stent- und Katheter-Fabrik dicht. 308 Jobs gehen verloren. Das sind 15 Prozent aller Arbeitsplätze in Beringen. Die Forschungsabteilung wird noch dieses Jahr geschlossen, die Produktion stoppt im Frühling.
Die Entlassungen seien nötig, um im globalen wirtschaftlichen Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben, sagte Abbott-Managerin Alesia Scott den «Schaffhauser Nachrichten». Was bedeutet, dass der Standort Beringen zu teuer ist, um mit Tieflohnländern Schritt halten zu können. Die Produktion von Stents – das sind Implantate gegen verengte Blutbahnen – benötigt zwar High-tech-Anlagen. Sie erfordert aber auch viel Handarbeit, für die keine besonderen Qualifikationen nötig sind. Deshalb schlagen die hohen Schweizer Lohnkosten voll durch.
Der Schaffhauser Wirtschaftsförderer Thomas Holenstein ist alarmiert: «Es wird immer schwieriger, neue Unternehmen zum Zuzug zu bewegen», sagt er. Vor allem Produktionsbetriebe machten einen weiten Bogen um das Land. «Die Arbeitskosten sind schlicht zu hoch.»
«Die Firmen sind stark verunsichert»
Hinzu kommt: Die politischen Vorstösse von Minder, über 1:12 bis zu den Einwanderungsstopp-Initiativen von SVP und Ecopop lassen Ausländer zweifeln, ob die Schweiz noch wirtschaftsfreundlich ist. «Die Flut an politischen Vorstössen setzt den Standort Schweiz unter Druck. Die Firmen sind stark verunsichert», sagt Holenstein.
Als dienstältester Wirtschaftsförderer der Schweiz weiss er, wovon er spricht. 300 bis 400 Unternehmen lotste er in den letzten 15 Jahren nach Schaffhausen. Sie schufen 3000 Arbeitsplätze und liefern Kanton und Gemeinden jährlich 60 Millionen Franken Steuern ab.
«Wir steuern auf einen harten Winter zu»
Doch nun sind die fetten Jahre vorbei. Das Problem ist zum einen, dass die EU die unterschiedliche Besteuerung von in- und ausländischen Erträgen nicht länger toleriert. «Die Spezialregime bei den Steuern werden wir nicht halten können», sagt Holenstein.
Um so wichtiger sei, dass sich die Schweiz nicht selber ins Knie schiesse. «Viele wollen nicht wahrhaben, dass wir unsere Standortvoraussetzungen schwächen. Tatsächlich erleben wir aber mehr als nur ein Sommergewitter. Wir steuern auf einen harten Winter zu», warnt Holenstein.