Das bringt der Negativzins
1,2 Milliarden für die Nationalbank!

Seit Mitte Januar müssen grossen Anleger, die Geld bei der Nationalbank deponieren, Strafzinse zahlen. Das bringt der Nationalbank aktuell pro Monat 100 Millionen Franken ein.
Publiziert: 19.03.2015 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:19 Uhr

Für Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), gibt es im momentanen Umfeld keine echten Alternativen zu den Negativzinsen. Diese trügen dazu bei, die Überbewertung des Frankens abzubauen. Das sagt er heute in Zürich.

Direktionsmitglied Fritz Zurbrügg präzisierte, was das der SNB bringt. Heute sind bei ihr auf so genannten Girokonti 450 Milliarden Franken deponiert, 160 Milliarden davon sind von den Negativzinsen betroffen. Diese betragen seit Mitte Januar minus 0.75 Prozent. Im Klartext bedeutet das: Die Nationalbank nimmt damit aufs Jahr hochgerechnet 1,2 Milliarden Franken ein.

«Sparen hat sich auch schon weniger gelohnt»

«Bei aller Besorgnis über die Negativzinsen sollte auch nicht vergessen werden, dass bei einer negativen Inflation die Realzinsen höher sind als die Nominalzinsen.» In der Vergangenheit sei die Inflation schon öfters höher als der Nominalzins gewesen. Gemessen am realen Ertrag habe es also schon Zeiten gegeben, in denen sich Sparen weniger gelohnt habe als heute. Ausgedeutscht heisst das: Obschon es auf dem Sparkonti kaum mehr Geld gibt (Normalzins), wird das Geld mehr wert, weil alles eben leicht billiger wird.

Jordan ermahnte die Akteure auf den Finanzmärkten aber auch, den Negativzins nicht durch Umschichtungen in Bargeld zu umgehen. Dies sei im aktuellen Umfeld nicht im Gesamtinteresse der Schweiz, da so die geldpolitischen Absichten unterlaufen würde. Ausserdem verursache die Bargeldhaltung hohe Kosten und unterliege grossen Risiken.

Der SNB-Präsident zog vor den Medien insgesamt eine positive Bilanz über die Wirkungen der Negativzinsen. «Die Zinssenkungen haben rasch Wirkung entfaltet», sagte er. Zusammen mit der deutlichen Überbewertung des Frankens hätten sie die Ertragsaussichten für Anlagen in Franken im Vergleich zu anderen Währungen geschmälert.

Euro schwächt sich gegen Dollar ab

Seit dem Beginn der Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) werte sich der Euro zum Dollar stark ab, sagte Jordan am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Bei der Aufhebung des Mindestkurses war der Euro bereits auf 1,18 Dollar gefallen, aktuell stehe er bei 1,05 Dollar.

Damit habe der Euro allein seit der letzten Lagebeurteilung der SNB im Dezember 15 Prozent gegenüber der US-Währung verloren, seit Mai 2014 sogar 25 Prozent. Vor diesem Hintergrund werde klar, dass die Kursuntergrenze von 1,20 Fr. zum Euro nicht mehr nachhaltig war, erklärte Jordan.

Die anhaltende Euro-Abschwächung zeige «eindrücklich, wie enorm der zusätzliche Druck beim Festhalten am Mindestkurs geworden wäre». Den abrupten Ausstieg aus den Stützungskäufen begründete der SNB-Präsident mit den Konsequenzen eines Zögerns.

Die Nationalbankbilanz hätte sich unkontrolliert um mehrere 100 Milliarden Franken ausdehnen können - also potenziell um ein Mehrfaches des schweizerischen Bruttoinlandprodukts. Das hätte den Handlungsspielraum der SNB erheblich eingeengt und sie in der Erfüllung ihrer Aufgabe auf lange Frist gefährdet.

«Rücktritt war nie ein Thema»

Die schlagartige Aufwertung des Frankens zu allen Währungen nach der Aufgabe der Kursuntergrenze habe sich in den vergangenen Wochen etwas verringert. Der Franken sei aber deutlich überbewertet, führte Jordan aus. Die SNB erwarte, dass sich das mit der Zeit korrigiere. Wo das Gremium den richtigen Kurs sieht, sagte es indes nicht.

Die Wirtschaft sei herausgefordert, fuhr Jordan fort. Die Lage sei jedoch nicht vergleichbar mit der vor der Einführung des Mindestkurses. Damals kämpfte die Wirtschaft noch mit der Finanzkrise und der Franken war stark überbewertet. Heute sei das internationale Konjunkturumfeld weit günstiger.

Mit der heftigen Kritik am Entscheid haben die SNB-Verantwortlichen gerechent. «In dieser Situaton muss man die Kritik ertragen. Rücktritt war nie ein Thema», sagte Jordan. «Wir sind drei wenig emotionale Persönlichkeiten. Für die Geldpolitik braucht es einen kühlen Kopf.»

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