Das Berliner Start-up nu3 hat das grosse Los gezogen: Der Schweizer Händler Coop vertreibt dessen Produkte neuerdings in seinen Supermärkten. Die Deutschen bewerben ihre abgepackten Nahrungsmittel mit Etiketten wie Superfood oder Premium Superfood.
Die Produkte würden rein pflanzlich hergestellt, sollen besonders gesund sein sowie wenig Zucker und Fett enthalten. Konkret geht es um Nahrungsmittel wie kohlenhydratreduzierte Teigwaren, Kokosöl, Goji-Beeren, Yacon-Sirup oder Weizengraspulver.
Im Vergleich zu herkömmlichen Nahrungsmitteln sind nu3-Produkte teuer. Ein 250-Gramm-Glas Manuka-Honig kostet zum Beispiel 49.90 Franken, ein Eiweissbrot à 500 Gramm 8.50 Franken, 500 Gramm Goji-Beeren 19.90 Franken und ein Smoothie aus Acerola-Kirschen 4.90 Franken.
Für die Gesundheit ist anderes wichtiger
Ernährungsberater halten wenig von den Superfood-Lebensmitteln. «Solche Produkte zeichnen sich dadurch aus, dass sie von einem bestimmten Nährstoff angeblich besonders viel enthalten», sagt Stéphanie Hochstrasser (33) von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. Der Gesundheit sei dies aber nicht förderlich: «Superfood braucht es nicht. Entscheidend ist, dass man sich vielseitig und ausgewogen ernährt.»
Im Klartext: Wer sich gesund ernähren will, sollte viel frisches Obst und Gemüse, aber auch Getreide, Milchprodukte und Fleisch essen. Selbst Süssigkeiten sind in Massen nicht verboten. «Jedes Lebenmittel bietet dem Körper etwas. Es gibt keine verbotenen Lebensmittel», so Hochstrasser. «Wichtig ist eine ausgewogene und abwechslungsreiche Kost. Dadurch erhält man genügend Vitamine und Mineralstoffe.» Spezielle Nahrungsergänzungsmittel seien in der Regel überflüssig.
Öko-Bilanz ist nicht super
Hinzu kommt: Superfood-Produkte wie jene von nu3 sind Konserven und werden von weit her nach Europa verschifft oder geflogen. Dadurch haben sie im Vergleich mit regionalen und saisonalen Produkten eine schlechte Öko-Bilanz. «Statt Goji-Beeren kann man ebenso gut Erdbeeren oder sonst eine Beere oder Frucht essen, die gerade ernetreif ist. Sie sind ebenso wertvoll», sagt Hochstrasser.
Dass Etiketten wie Superfood dennoch Konjunktur haben, erklärt sie mit dem finanziellen Gewinnen, welche Produzenten und Händler daraus schöpfen. «Offensichtlich lässt sich damit gutes Geld verdienen», sagt sie. Hinzu komme, dass viele Leute ein Bedürfnis hätten, sich möglichst gut zu ernähren. «Für den Laien ist es schwierig, dies zu durchschauen», so Hochstrasser.