Der Notruf kam am späten Dienstagabend: Lebloser Mann in Garten an der Johannes-Hirt-Strasse in Au ZH gefunden. Sofort sind Polizist Martin Heer (38) und sein Kollege zur Stelle: «Wir haben Erste Hilfe geleistet, die Ambulanz alarmiert und die Eltern des jungen Mannes verständigt.»
Die Polizisten stabilisieren den bewusstlosen Mann – und retten so vermutlich sein Leben.
Nur eine Sache haben sie in der Eile vernachlässigt: Statt auf einem markierten Parkplatz stellten sie ihr Dienstfahrzeug einfach am Strassenrand ab. Genau das aber brachte einen Anwohner in Rage.
Er fotografierte den schludrig parkierten Streifenwagen und postete die Bilder auf Facebook, versehen mit einem deftigen Kommentar: «Bringt dem idiot irgendwen mal eine s parkiere bi oder will mer demit eimal meh sege, das die arschlöcher chönd due und lah was wend?»
Polizist: «Alles hat seine Grenzen»
Polizist Martin Heer ist geschockt: «Ein Bürger hat uns den Beitrag anonym geschickt. Man ist zwar abgestumpft, weil man öfters Beleidigungen hört. Aber alles hat seine Grenzen. Da hilft man und muss dann so etwas lesen.»
Der Polizist lässt den frechen Facebook-Eintrag nicht auf sich sitzen – und schreibt dem Pöbler einen offenen Brief.
Darin erklärt er in höflichen, aber deutlichen Worten, weshalb korrektes Parkieren an besagtem Abend zweitrangig war: «Während Sie mit der Aufnahme der Fotos beschäftigt waren und den Text dazu verfassten, leisteten wir als 2er-Patrouillenbesatzung (also zwei ‹Arschlöcher›) keine 50 Meter Luftlinie von Ihnen entfernt einem jungen Mann Erste Hilfe.»
Dazu stellt der Beamte ein Vermittlungsangebot: Er lädt den Verfasser des Posts zu einem persönlichen Gespräch auf den Posten ein. Heer: «Die Leute sollen einfach zu den Polizisten hingehen und fragen, wenn sie etwas stört, statt Beleidigungen auf Facebook zu veröffentlichen.»