Das Zugunglück in Rafz vom Freitagmorgen forderte einen schwerverletzten Lokführer. Sechs weitere Personen zogen sich leichte Verletzungen zu. Beide Züge wurden von je einem Lokführerausbilder und einem Aspiranten gelenkt. Noch ist unklar, wieso die S-Bahn und der Schnellzug seitlich ineinander donnerten.
Doch Hubert Giger, Präsident des Verbandes Schweizer Lokführer (VSLF), hat eine mögliche Erklärung: eine Signalverwechslung! «Es ist denkbar, dass der Lokomotivführer und der Aspirant im S-Bahn-Führerstand auf die falsche Seite des Gleises geschaut haben, wo das Signal auf Grün stand; das für sie gültige Signal war jedoch vermutlich rot», sagt der Experte der «NZZ am Sonntag».
In Rafz sei die Situation sehr speziell. Das massgebende Ausfahrsignal sei gemäss Giger rechts und nicht wie andernorts links.
Dieses Szenario sei möglich, weil das Zugbeeinflussungssystem eine Lücke hat und bei einem Wechsel der Fahrtrichtung erst beim Passieren des ersten Signals aktiviert wird. So hätte das Rotlichüberfahren werden können, ohne dass der Zug automatisch abgebremst worden wäre.
Wenn also ein Zug die Fahrtrichtung ändert, ist die erste Abfahrt danach nicht überwacht. Deshalb fordert der VSLF jetzt neue Sicherheitsvorschriften von den SBB. Nach einem Richtungswechsel soll von der Abfahrt bis zum Passieren des ersten Signals eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h gelten. So werde der Zug beim Überfahren eines Rotlichts dann noch vor der Gefahrenzone gebremst. (kab)