Doppelmord von Pfäffikon ZH
Lebenslänglich für Shani S. (60)

Der Kosovare Shani S. erschoss seine Frau und eine Sozialarbeiterin. Jetzt verurteilte ihn das Bezirksgericht Pfäffikon ZH zu einer lebenslänglichen Haftstrafe.
Publiziert: 19.04.2013 um 08:45 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:26 Uhr
Von Viktor Dammann

Shani S.* (60) brachte im August 2011 in Pfäffikon ZH seine Ehefrau Sadete († 52) und die lokale Sozialamt-Chefin Daniela H.* († 48) mitten im Dorf um. Vor Gericht gab der Kosovare die Taten zwar zu, verneinte jedoch jegliche Planung und Vorsatz. 

Dies sah das Gericht jedoch anders: Es verurteilte Shani S. heute Vormittag wegen mehrfachen Mordes zur Höchstrafe – lebenslänglich.

Bei der Urteilsverkündung musste Shani S. stehen. Er nahm den Beschluss des Gerichts regungslos hin.

Kaltblütige Racheakte

Für Gerichtspräsidentin Yvonne Mauz waren die Taten des Kosovaren kaltblütig durchgeführte Racheakte. 

Seine Frau habe der despotische Familien-Tyrann dafür «bestraft», dass sie sich von ihm trennen und ein eigenständiges Leben führen wollte.

Das Gericht war überzeugt, dass Shani S. die Tötung von Sadete schon Tage zuvor im Kopf gehabt hatte. «Ein Polizist fragte ihn sechs Tage vor der Tat, ob er vorhabe, sich oder seine Frau umzubringen», führte die Gerichtspräsidentin aus. «Seine Antwort war: ‹Nein, aktuell nicht. Aber wenn ich Probleme bekomme, dann denke ich schon daran.›»

Die Sozialdienstleiterin musste sterben, weil sie Shani S. keine zusätzliche finanzielle Unterstützung geben wollte. Er habe Daniela H. «zutiefst gehasst».

Berufung angekündigt

Mit seinem Urteil folgte das Gericht den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Auch die Wünsche der erwachsenen Kinder des Beschuldigten werden damit erfüllt: Sie hatten durch ihren Anwalt mitteilen lassen, ihr Vater – der Mörder ihrer Mutter – verdiene die Höchststrafe. Auf eine finanzielle Genugtuung verzichteten sie jedoch.

«Er hat seinen Kindern die Mutter genommen», so die Richterin.

Der Verteidiger hatte die Mord-Qualifikation bestritten und eine Einstufung der Taten als vorsätzliche Tötung verlangt. Er kündigte bereits an, das Urteil ans Obergericht weiterzuziehen.

Schüsse am Mittag, mitten im Dorf

Nachdem der Mann seine Frau im Juni 2011 mit einer Schere bedroht und verletzt hatte, wies ihn die Polizei aus der gemeinsamen Wohnung und verbot ihm, sich der Frau wieder zu nähern.

Nach einem längeren Aufenthalt im Kosovo kehrte Shani S. eine Woche vor der Bluttat mit einer Pistole und Patronen nach Pfäffikon zurück.

Am Mittag des 15. August passte er seiner Frau ab und erschoss sie mit drei Kopfschüssen. Darauf informierte er seine Mutter im Kosovo per Handy über die Tat und warnte sie vor der Blutrache der anderen Familie. 

Als kurz darauf die Sozialamt-Chefin Daniela H. aus dem nahen Gemeindehaus kam, ging er zu ihr hin und tötete auch sie mit einem gezielten Schuss in den Kopf.

Fehlende Reue, Uneinsichtigkeit

«Der Tatablauf zeugt von grosser Kaltblütigkeit», sagte Gerichtspräsidentin Mauz. Sie machte zudem fehlende Reue und Uneinsichtigkeit geltend.

Sein  kultureller Hintergrund  rechtfertige keine tiefere Strafe, so die Richterin. «Shani S. wohnte seit 25 Jahren in der Schweiz und kannte die Gepflogenheiten.» Er sei, wie es Gerichtspsychiater Frank Urbaniok in seinem Gutachten ausgeführt hatte, voll schuldfähig.

Hätten man beide Taten einzeln beurteilt, wäre laut Mauz je gegen 20 Jahre Gefängnis eine angemessene Strafe gewesen.

* Namen der Redaktion bekannt

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