Warum dieses Bild uns Frauen schadet
Hier geht die Weiblichkeit in Flammen auf

Die Jungsozialistinnen um Tamara Funiciello bescheren dem Schweizer Feminismus ein neues ikonografisches Bild. Leider.
Publiziert: 18.03.2017 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:43 Uhr
Mit diesem Bild wollen die Juso-Frauen um Chefin Tamara Funiciello auf den Frauenmarsch vom Samstag, 18. März, in Zürich aufmerksam machen.
Foto: ZVG
Cinzia Venafro

Der Schweizer Feminismus hat ein neues ikonografisches Bild. Und das ist ein Problem.

Juso-Chefin Tamara Funiciello und ihre Genossinnen möchten so gern entschlossen in die Kamera blicken. Ein Hauch von Selbstironie lodert aus den Büstenhaltern.

Die Botschaft: Nieder mit den Normen, raus aus dem Gesellschaftskorsett, Schluss mit geschönten Social-Media-Inszenierungen, diesen filtrierten Falschheiten. Du bestimmst, was schön ist!

Dumm nur, wenn es so unbeholfen daherkommt.

Gut gemeint

Die Absicht ist berechtigt, sehr nötig. Doch das Ziel verfehlen die Möchtegern-Mutigen meilenweit. Nicht nur knapp vorbei wie der Bunsenbrenner der Anführerin am Mund ihrer Genossin. Eine dilettantische Aktion, undurchdacht in ihrer Wirkung.

Nachdem sich erste chauvinistische und frauenverachtende Ergüsse über den Protagonistinnen des Fotos entleerten («das Bild ist ein Straftatbestand», «lieber eine Ziege»), die jede Feministin daran erinnern, warum sie eine ist, bleibt das schale Gefühl: Hier verleugnen Frauen ihre Weiblichkeit.

Die fünf schämen sich, weil sie sich eben nicht schämen wollen. Gekrümmter Rücken und verdeckter Busen sind Ausdruck von Unsicherheit und Ladehemmung. Schon meine Nonna, eine emanzipierte, erzkatholische Bauerntocher mit Jahrgang 1918, lehrte mich: Versteck deinen Busen nicht, geh aufrecht mit ihm durchs Leben. Er kann deine Waffe sein.

Schuss ins eigene Knie

«Wir nehmen Altherren-Runden ihre eigenen Waffen weg, laden sie neu und schiessen zurück!», sagt Tamara Funiciello. Pink Päng – mit diesem Foto landet die Kugel im eigenen Knie. 

Den Juso-Frauen dienen Femen als Vorbild. Auch die Aktivistinnen aus Osteuropa nutzen «Nacktheit als legitimes Mittel im Kampf». Der Unterschied: Die Femen-Frauen provozieren, indem sie ihre Weiblichkeit zelebrieren. Sie tragen Blumenkronen und sind so die Königinnen ihres Kampfes. Die verschämten Jungsozialistinnen hingegen zeigen sich unfreiwillig als Knechtinnen.

Was bleibt vom neuen Schweizer Feminismus-Ikonenbild? Für Männer eine Lachnummer. Für Frauen ein Problem.

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