Die Bärentöter vom Puschlav
«Wir erschiessen M13, wenn er sich wieder bei uns blicken lässt!»

Drei Bündner Bauern wollen M13 erschiessen, wenn er sich noch einmal ihren Tieren nähert. Zuletzt hat der Bär eine trächtige Eselin gerissen.
Publiziert: 26.09.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:01 Uhr
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Die drei Bärenjäger Antonio Marchesi, Diego und Sergio Cortesi (v. r.) vor dem Dorf Poschiavo GR.
Foto: Giancarlo Cattaneo
Von Myrte Müller

Im Puschlav will man M13 ans Fell. Endgültig. Mindestens 22 Schafe hat der Bär seit Mitte Juli im Südosten Graubündens gerissen.

Er plündert Bienenstöcke, marschiert über Strassen und durch Gärten. Das alles hat die Bergbauern schon aufgebracht.

Jetzt fiel der Räuber auf der Alp d’Ursé (Bärenalp) über eine trächtige Eselin her. Er hetzte sie 500 Meter weit. Dann biss er dem Tier Teile aus der Brust und den Hinterläufen. Das Tier wurde so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste.

Dieser jüngste Angriff bringt das Fass zum Überlaufen. «Wenn der Bär sich noch einmal meinen Eseln nähert, knall ich ihn ab», sagt Antonio Marchesi (68).

Der pensionierte Bähnler züchtet seit 1999 Esel. Elf hatte er. Jetzt sind es nur noch zehn.

«Luna war ein liebes Tier»

Eselin Luna war ihm besonders ans Herz gewachsen. «Sie wurde vor fünf Jahren in dieser Herde geboren. Sie war ein liebes Tier. Es tut mir weh, daran zu denken, wie der Bär sie zugerichtet hat», so der Hobbyzüchter.

Nicht nur Marchesi hat die Schnauze voll von M13. Auch Schaf- und Viehzüchter Diego Cortesi (50) und Cousin Sergio (45) laden ihre Gewehre durch. Auf ihrer Alp Albertüsc am Sassalb gegenüber der Alp d’Ursé treibt der Bär seit Monaten sein Unwesen.

Hier riss er die meisten Schafe. «Es sind Bauern, aber auch Talbewohner, die den Bären nicht wollen. Nur treten sie nicht vor die Kamera», sagt Marchesi. «Die Regierung tut nichts, und wir wollen nicht mehr tatenlos zusehen.»

Bär M13 raubt Viehzüchter Diego Cortesi den Schlaf

«Entweder der Bär oder wir. Für beide ist hier kein Platz», sagt Diego Cortesi. «Wir können unsere Tiere nicht mehr auf der Alp lassen. Doch auch wenn wir sie ins Tal bringen, wird der Bär

ihnen folgen – auch in besiedelte Gebiete. Er hat keine Angst vor Menschen», so Cortesi. «Ich habe schon Albträume, wache nachts auf, denke, jetzt greift er meine Schafe an. Bleibt M13 hier, muss ich die Landwirtschaft aufgeben.»

Auch für ihn steht fest: «Ich werde meine Tiere beschützen. Wenn es sein muss, mit dem Gewehr.»  Cousin Sergio sagt: «Die Menschen im Puschlav haben Angst, trauen sich nicht in die Berge.»

Antonio Marchesi: «Wir sagen nicht, dass M13 Menschen anfällt. Aber eine Schrecksituation reicht. Wer weiss, wie er reagiert? Ich habe hier einen polnischen Freund. Der kennt Bären aus seiner Heimat. Er sagt, ein Tatzenhieb gegen den Kopf – und du bist tot. Wir müssen es unseren Ahnen gleichtun. Sie haben vor 100 Jahren den Bären aus dem Puschlav vertrieben.»

Wildhüter Arturo Plozza bestätigt die Präsenz von M13. «Wir haben den Bären letzte Woche im Val d’Ursé geortet und gehen davon aus, dass er die Eselin angegriffen hat. Er hat auch eine Hirschkuh, die ein Jäger geschossen und liegengelassen hatte, gefressen. Jetzt hält er sich in Sassalb-Nähe auf», sagt Plozza.

Das Abschiessen des Räubers kommt für ihn nicht in Frage: «Der Bär ist ein gesetzlich geschütztes Tier. Wer ihn tötet, macht sich strafbar.»

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