Basejumperin Wioletta Roslan († 37) kam vor zwei Wochen ums Leben. Ihr Schirm öffnete sich nicht. Sie war im vierten Monat schwanger. Im Mai starb Markus Wyler († 37). Er war Sprecher der Basejumper, galt als Sicherheitsfreak. Im März flog Carlos de la Fuente († 40) in den Tod.
Jetzt hat einer genug vom Wahnsinn in Lauterbrunnen BE. Bauer Mathias Feuz (34) will nicht mehr schweigend zusehen, wie die Todesliste der Basejumper immer länger wird.
«Der Unfall von Wioletta hat mich sehr mitgenommen. Dass es gleich zwei Menschen trifft – der eine völlig hilflos –, ist tragisch», sagt Feuz über die tote Basejumperin und ihr ungeborenes Kind.
«Jeder Tote ärgert mich auch»
Seit Geburt lebt der Landwirt bei Lauterbrunnen im sogenannten Tal des Todes. In den letzten zehn Jahren starben hier 40 Menschen beim Basejumping. Dutzende verunfallen, zerschmettern sich die Knochen auf dem Feld von Mathias Feuz.
«Klar bin ich traurig. Aber jeder Tote ärgert mich auch. Wie kann man nur so egoistisch sein, für ein paar Sekunden Kick alle anderen zu vergessen?», sagt Feuz. Acht Hektar Land hat der Bauer gepachtet, direkt bei der Talstation der Stechelbergbahn. Und genau dort landen die Basejumper. «Letzte Woche war ich auf dem Feld, als 15 Meter vor dem Traktor eine auf den Boden knallte. Jeder Unfall belastet die Angehörigen. Aber auch die Dorfbewohner und Retter, welche die Bergungen miterleben.»
Wenn sich einer verletze, stünde das nicht mal mehr in der örtlichen Zeitung. «Das gehört mittlerweile zum Alltag», sagt Feuz. Im Dorf habe man sich an die Unfälle gewöhnt. «Vor zwei Wochen hat sich einer auf meinem Feld schwer verletzt. Die Polizei hat mich nicht mal benachrichtigt, erst durch die Heli-Spuren erfuhr ich vom Unfall.»
«Es geht doch nur ums Geld»
Feuz hat sich überlegt, ein Landeverbot auf seinem Land zu erwirken – die Idee aber verworfen. «Das bringt nichts. Dann springen sie aufs nächste Feld, und das Sterben geht weiter.» Das Problem müsse grossflächiger angegangen werden. Doch jeder Protest bei der Gemeinde ist vergebens.
«Es geht doch nur ums Geld», so Bauer Feuz kopfschüttelnd. «Tausende Jumper kommen jedes Jahr her. Die müssen auch irgendwo übernachten, da nimmt man Tote in Kauf.» Er fordert ein schweizweites Verbot. «In anderen Ländern geht das doch auch.»