Andreas Glarner (53) gibt sich gerne streitlustig – sei das in Interviews oder auf den sozialen Medien. Letzte Woche wurde es dem SVP-Nationalrat auf dem Kurznachrichtendienst Twitter jedoch zu bunt. Er löschte sein Konto und giftelte auf Facebook gegen seine Widersacherinnen.
In einer auf der Swisscom-Homepage veröffentlichten Kolumne nimmt der Autor Reda El Arbi den Rückzug Glarners zum Anlass, um den gemeinsamen Umgang auf den sozialen Medien zu thematisieren. El Arbis Fazit: Wer austeilt, müsse auch einstecken können. Und: «Wenn man selbst unterliegt, heult man nicht.»
Lange war die Kolumne nicht online. Nur wenige Stunden nach dem Erscheinen hat sie Swisscom wieder vom Netz genommen. Sie habe «leider entfernt» werden müssen, heisst es auf der Website des Staatsunternehmens: «Die ursprüngliche Idee, (un)angemessenes Verhalten auf Social Media zu beleuchten, wurde missverstanden und als politische Diskussion aufgefasst, was nicht in den Rahmen von Swisscom Storys passt». Es folgt ein Hinweis, dass man die Kolumne auf dem privaten Blog El Arbis weiterhin lesen könne.
Die SVP-Spitze steckt hinter der Löschung
Wie der Autor auf Twitter schreibt, sei die Kolumne nach einer Intervention des SVP-Chefs Albert Rösti entfernt worden. Rösti will sich auf Anfrage von BLICK nicht dazu äussern – er schweigt somit weiterhin eisern zu Andreas Glarner und dessen Verbal-Ausfällen im Internet.
Dass der Text auf Druck der SVP-Spitze gelöscht wurde, streitet Swisscom nicht ab. «Wir stehen immer wieder im Kontakt mit verschiedenen Vertretern der Politik», sagt Swisscom-Sprecher Armin Schädeli zu BLICK. «So auch zu den Spitzen der Parteien».
Politische Beiträge passen nicht in die Rubrik «Swisscom Storys», wo ausgewählte Autoren den Lesern einen inspirierenden Blick auf die Chancen und Risiken der digitalen Welt bieten sollen. «Wir halten uns die Möglichkeit vor, Beiträge zu löschen, die nicht der ursprünglichen Idee und dem Konzept des Blogs entsprechen», so Schädeli.
Facebook-Account vorübergehend gesperrt
Glarners Facebook-Konto war vorübergehend gesperrt worden – wohl, weil mehrere Kritiker unangebrachte Inhalte gemeldet hatten. Am Dienstagvormittag war das Profil wieder da. Zusammen mit einer Ankündigung Glarners: Er habe den Beitrag über die «beiden Twitter-Frauen» gelöscht, «nachdem es die Linken fertigbrachten, dass mein Profil temporär gelöscht wurde und sich die vereinigte Medienmeute auf mich einschiesst. Da sehe man die «Intoleranz der Toleranten», so Glarner.
Die Affäre nahm ihren Lauf, als Glarner auf Twitter behauptete, der Bund habe in Chiasso langjährigen Mietern gekündigt, um für 500 Asylbewerber Platz zu machen. Eine Aussage, die sich als falsch herausstellte. Zwei Frauen kritisierten Glarner auf Twitter dafür – blieben dabei aber immer Sachlich, wie sie selbst sagen.
Glarner veröffentlichte daraufhin Fotos der beiden Frauen auf Facebook und schrieb dazu: «Ich verstehe irgendwie schon, warum sie links und feministisch sind». Auf Anfrage von BLICK goss er weiter Öl ins Feuer: «Ich kann ja auch nichts dafür, dass die so aussehen, wie sie aussehen.» Nur weil seine Aussagen weh täten, seien sie deswegen nicht falsch.