Es war eine emotionale Debatte, auf dem Spiel standen mehr als nur ein paar Kühe und Geissen. Agrarreformbefürworter und SP-Nationalrat Beat Jans polterte damals, «diese Reform braucht es, weil wir eine Überproportion haben». Andreas Aebi von der SVP konterte, «die Rechnung geht nicht auf» – erfolglos.
Vier Jahre später liegen BLICK detaillierte Zahlen über die Agrarpolitik 14–17 vor. Erstmals kann gesagt werden, welche Gemeinde gewinnen, wer Abstriche einstecken musste und ob – ganz nach Aebi – «die Rechnung aufgeht».
Ein Kernelement der neuen Agrarpolitik lautete damals: Weg von der Massentierhaltung hin zu ökologischer Produktion. Statt volle Ställe im Flachland perfekt beweidete Wiesen in den Alpen. Die Zahlen bestätigen diese Bemühungen, eine klare Verschiebung der Gelder in bergige Regionen ist erkennbar. Auf einen ordentlichen Zustupf konnten sich Bauern vom Bündnerland bis ins Wallis freuen. So flossen 2015 in die Gemeinde Zwischbergen VS fast doppelt so viele Bundesgelder wie 2013. Bekamen die Zwischberger Bauern 2013 im Durchschnitt 22000 Franken, waren es 2015 um die 44000 Franken. Aber auch die Romandie passte sich dem neuen System schnell an und zählt zu den Profiteuren.
Absolut gesehen steht die Gemeinde Escholzmatt-Marbach LU auf dem Siegertreppchen – auch, weil die beiden Grossgemeinden kurz vor der Revision fusioniert haben. Auf über 14 Millionen Franken konnten sich die Landwirte freuen. Allerdings verteilen sich diese Gelder auf über 300 Höfe und Alpbetriebe.
Abstriche müssen vor allem Betriebe im Flachland machen
Den Melchstuhl enger schnallen hingegen mussten vor allem Betriebe im Flachland. Die Regionen Bern, Zürich oder St. Gallen müssen genauso mit weniger Bundesgeldern auskommen wie die Bodenseeregion oder Luzern. Grösster Verlierer: Cortaillod NE am Neuenburgersee mit einem Minus von 40 Prozent.
In die Genferseeregion und das Juragebiet werden weiterhin Gelder mit der grossen Kelle transferiert. So erhält der Durchschnittshof in Bure JU über 160000 Franken, während der Bauer in Montana VS mit vergleichsweise läppischen 11000 Franken haushalten muss. Noch immer fliesst fast die Hälfte der Direktzahlungen in die Versorgungssicherheit.
Seit 2013 haben 1975 Bauernhöfe den Betrieb eingestellt. Nur wenige Gemeinden konnten neue Bauern gewinnen. Im St. Galler Eschenbach etwa haben sich drei neue Betriebe etabliert und trotzen dem Bauernsterben.