Eine Gruppe von Aviatikgeisterten aus dem Raum Bern staunte kürzlich. «Das ist doch der Gripen», sagte einer beim Durchblättern eines 1984 erschienenen englischen Fachbuches über Kampfjet-Projekte.
Tatsächlich: Der abgebildete Jet ähnelt frappant dem Gripen, den sich Verteidigungsminister Ueli Maurer partout zulegen will. Auf Plänen hat er die gleiche Silhouette, die gleichen Entenflügel. Und er ist wie der Gripen kleiner als andere Kampfflugzeuge.
Bereits ab 1975 von Schweizer Ingenieuren entwickelt
Nur: Der Jet, den die Flugzeugfans entdeckt haben, heisst Piranha, er wurde bereits ab 1975 entwickelt. Von Schweizer Ingenieuren. Der erste Entwurf für den Gripen legte Schweden aber erst Jahre später vor, nämlich 1981.
Der Verdacht der Aviatikfreunde: «Der Gripen ist ein Schweizer Flugzeug. Das könnte erklären, warum das VBS unbedingt diesen Kampfjet beschaffen will.» Haben Schweizer den Gripen erfunden?
Sicher ist: Der Piranha war eine Entwicklung der Schweizer Arbeitsgruppe für Luft- und Raumfahrt (ALR) in Zürich, einer Vereinigung von ETH-Ingenieuren, Physikern und Luftfahrtsspezialisten.
Piranha-Projektleiter war ETH-Ingenieur Georges Bridel (66), der später als Ressortleiter für die Entwicklung von zukünftigen Militärflugzeugen bei EADS, dem Hersteller des Eurofighters, arbeitete. Die Idee war die Entwicklung eines Leichtkampfjets, der kleiner und erschwinglicher sein sollte als die damals gängigen Maschinen. «Wir konzipierten den Piranha in einer Zeit, wo die Flieger noch alle doppelt so gross und doppelt so schwer waren», sagt Georges Bridel zu BLICK. «Schweden hatte damals den Viggen, der war auch grösser».
«Andere kamen zwangsläufig auf ähnliche Konzepte wie wir.»
Zum späteren Gripen habe sich «eine gewisse Verwandtschaft ergeben», drückt sich Bridel aus. «Wir waren tatsächlich die ersten, die damals wieder mit solchen Konzepten aufkamen.» Aber als Schweizer Erfindung will Bridel den Schweden-Jet nicht verstanden haben: «Andere kamen zwangsläufig auf ähnliche Konzepte wie wir.»
Vom Piranha gab es Konstruktionszeichungen und Windkanalversuche mit einem Modell, aber nicht viel mehr, heisst es. Die Schweizer Regierung zeigte sich nicht interessiert.