Taxi-Killer Andrej W.
«Ich hätte noch zehn Frauen umbringen können»

Andrej W. hat eine Taxifahrerin umgebracht, eine andere mit dem Messer bedroht und brutal missbraucht. Heute sagt ein Gutachter über die Psyche des Taxi-Killers vom Bodensee aus.
Publiziert: 01.02.2011 um 14:11 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:06 Uhr
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So führten Polizisten Andrej W. in den Gerichtssaal.
Foto: Philippe Rossier
Von Mario Gertschen und Lilian Spörri

Heute sagte im Prozess gegen den Taxi-Killer die wohl wichtigste Person aus: Gutachter Hans Eugen Bisson. Der 63-Jährige war der Einzige, dem sich Andrej W. anvertraute. Gegenüber den Richtern beschloss er, über seine Gräueltaten zu schweigen.

Das Bild, das Bisson vor dem Konstanzer Gericht zeichnet, ist wahrlich das eines psychisch schwer gestörten Monsters. So erklärte der gebürtige Russe bei seiner ersten Einvernahme lediglich, er habe «einen Homizid begangen und nichts mehr.»

Lebende stossen ihn ab

Doch der 28-Jährige hat einiges mehr auf dem Gewissen. Die Folter an Taxifahrerin Heidi F.* (44). Im vergangenen Juni stieg er am Bodensee zu ihr ins Taxi, hielt ihr ein Messer an den Hals. Er zwang sie, in den Wald zu fahren, riss sie an den Haaren aus dem Taxi und stach ihr in den Hals.

Andrej W. wählte Heidi aus, um sie zu töten und Sex mit ihr zu haben. «Ich wollte eine tote Frau für Sex», erklärt er. Als er ihr das Messer an den Hals gehalten habe, sei die ganze Wut ihn ihm aufgekommen. Heidi habe ihn angefleht, sie am Leben zu lassen, sie habe doch zwei Kinder. «Ich wollte sie laufenlassen und gleichzeitig wollte ich sie töten.» Lebende würden ihn abstossen.

Das wusste Heidi F. nicht. Und stellte sich tot. Andrej W. glaubte auch, sie sei tot. Das erregte ihn. Er missbrauchte die Frau auf alle erdenklichen Weisen. Er ejakulierte auf ihre Hose und nahm diese als Trophäe mit. Beim Weglaufen hörte er zur Entspannung Bushido. Dann lief er nach Singen. Im Rathaus suchte er nach jungen Frauen, wollte reingehen, sie töten und Sex haben. Dann änderte er sein Programm: Andrej W. ging in ein Geschäft für Frauenkleider, kaufte ein, zog diese an und ging nach Hause Pornos schauen.

Heidi F.* (44) überlebte das Märtyrium. 12 Stunden später wurde sie gefunden. Die 44-Jährige blieb halbseitig gelähmt.

Als er ihre Angst spürte, überkam es ihn

Einen Tag später überkam es Andrej W. wieder. Er stieg zu Zana O.* ins Taxi. Sie überlebte die Attacke nicht. Fünf Messerstiche führten zum Tod, ihre Halsschlagader wurde durchtrennt. Zana habe rasch gemerkt, dass etwas nicht stimmte, erzählte Andrej dem Gutachter. Der Killer spürte, dass sie Angst hatte. Auch da kam es über ihn: «Ich wollte sie tot haben, wollte Sex und stach zu.»

Bevor Andrej W. nach Deutschland kam, sass er zwei Jahre in Russland im Knast. Dort hatte er auch schon Todespläne. Doch von ganz anderer Art. Er beschloss im Gefängnis, seine Mutter umzubringen, weil sie ihn nie besuchte, ihm nie schrieb. «Ich hasste sie einfach.»

Ex-Freundin an Auto anketten und losfahren

Er kaufte sich ein Messer – die spätere Tatwaffe vom Bodensee-Mord. Doch seiner Mutter gegenüber verliess ihn der Mut. «Ich getraute mich nicht, die Hand gegen sie zu erheben.»

Danach geriet auch seine Ex-Freundin in Deutschland, Irina, in sein mörderisches Visier: Auch sie sollte sterben. «Sie hat mich gequält, wie ein Vieh behandelt, wollte mich verändern.» Doch Verwandte erzählten ihm, dass Irina jetzt ein Kind habe. «Dem wollte ich die Mutter nicht wegnehmen.» Eine schreckliche Fantasie blieb aber: Er stellte sich vor, wie er Irina vergewaltigte, ans Auto kettete und dann losfuhr.

Auch Zana O. wollte der gebürtige Russe vergewaltigen, als sie tot war. Soweit kam es aber nicht, weil er nicht wusste wie man den Automaten des Taxis bedient. So löste er den Alarm aus und flüchtete. Zur Kompensation schaute er zuhause Leichen-Pornos.

Er trägt Damenunterwäsche im Knast

Im Gefängnis überrascht Andrej mit speziellen Wünschen: Er forderte Damenunterwäsche. «Ich bin dann etwas ruhiger», erklärte er. Der Gutachter erlaubte es. Vor allem zu Pflegerin N.* fühlt er sich hingezogen, hat Mord- und Sexfantasien: «Ich will sie stechen, ihr warmes Blut sehen.»

Reue oder Einsicht gibt es bei Andrej W. nicht. «Ich hätte noch zehn Frauen töten können.» Und: «Wenn ich nicht eingesperrt werde, gehe ich wieder auf den Friedhof, ich will ausgraben und töten.». Dazu wird es nicht kommen. Das Urteil im Prozess gegen den Taxi-Killer wird am 9. Februar erwartet.

*Namen der Redaktion bekannt

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