In den unsicheren Abendstunden, als ganz München letzten Freitag auf ein baldiges Endes des Amoklaufs hoffte, setzte die Münchner Polizei einen neuen Standard in Krisenkommunikation. Fast im Minutentakt informierte die Polizei auf Twitter und Facebook die Bürger über die Gefahrenlage, mit Fortlauf der Ereignisse auch in anderen Sprachen wie Englisch, Französisch oder Türkisch.
Der Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft und Experte für Krisenkommunikation Simon Kopp ist beeindruckt: «Die Münchner Polizei zeigte eine unglaublich hohe Professionalität. Die haben ein Lehrstück hingelegt.» Sie habe in den sozialen Medien einen sehr schnellen und guten Job gemacht und gleichzeitig auch die Medien in ihre Arbeit involviert. «Beeindruckt hat mich auch Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins, welcher in der Hektik enorm ruhige und professionell blieb und damit Sicherheit vermittelte.» Das sei in einer solchen Situation entscheidend.
«Direkt im Hosensack des Bürgers»
Laut Kopp müsse die Polizei heute mit der Geschwindigkeit der sozialen Medien mithalten, sonst vergebe man etwa mögliche Fahndungserfolge. Und bei unübersichtlichen Gefahrenlagen müsse man als Polizei zum Schutz der Bevölkerung auch mal unbestätigte, aber plausible Warnungen versenden. Dabei sei es eine riesige Herausforderung, keine Panik auszulösen, aber doch präventiv zu handeln.
Wichtig sei zudem, dass je nach Vorfall die Bevölkerung kein Bildmaterial der laufenden Polizeioperationen online stelle. Kürzlich, bei einem Einsatz in Malters, habe sich die bewaffnete und verschanzte Frau beispielsweise via Online-Medien über die Aktionen der Polizei informiert.
Die Luzerner Polizei arbeitet nicht mit Twitter, sondern mit der App Ipolice. «Diese nutzen wir oft, weil wir damit schnell und direkt im Hosensack des Bürgers landen», sagt Kopp. So hätten sich auch schon Überwachungsbilder eines Raubüberfalls per Push-Nachricht zur Fahndung verschickt und damit die Täterschaft dank Hinweisen aus der Bevölkerung gefasst.