Darknet
Rache-Pornos boomen im Untergrund

Sexbilder von der Ex: Im Darknet florieren die illegalen Videos und Fotos wie noch nie. Der Kampf dagegen ist schwierig.
Publiziert: 21.06.2016 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:00 Uhr
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Auch die Pro Juventute warnt in einer aktuellen Kampagne vor dem Sexting, also dem Verschicken von intimen Fotos.
Linda Solanki

Rachepornos nennt man die privat gemachten Fotos oder Videos mit sexuellem Inhalt, die ohne Einwilligung der Abgelichteten veröffentlicht werden. Solche Rachepornos im Internet werden aktiv bekämpft. England und Wales beispielsweise führten Gesetze ein, welche die Veröffentlichung explizit unter Strafe stellen. Diverse Internetseiten wurden geschlossen, Google gibt schon seit einem Jahr keine Resultate mehr zum Thema heraus.

Schweizer Ex-Freund stellte Video ins Netz

Auch in der Schweiz gab es Verurteilungen. Vor drei Jahren wurden gegen elf Jugendliche aus den Kantonen Aargau und Zürich Strafverfahren eingeleitet. Sie hatten das sogenannte Ice-Tea-Sexvideo auf dem Handy abgespeichert und weiterverbreitet. Darin ist eine Minderjährige bei sexuellen Handlungen zu sehen – der Ex-Freund hatte das Filmchen ins Internet gestellt, worauf es sich rasant verbreitete.

Der Kampf gegen Rachepornos ist aber nur auf den ersten Blick erfolgreich. Der Trend hat sich nämlich einfach in den Untergrund verabschiedet. So ist es kein Wunder, dass einer der grössten Hits des Darknets die Plattform «Pink Meth» ist, die Rachepornos zeigt.

Fies: Die Bilderserie von Tamara aus Vancouver ist mit privaten Infos wie dem Arbeitgeber verknüpft.

Für die Täter hat das Darknet viele Vorteile. Da man sich anonym darin bewegt, ist es viel schwieriger, etwas strafrechtlich nachzuverfolgen. So tummeln sich Fotos und Videos von fast eintausend jungen Frauen im virtuellen Untergrund, hochgeladen von frustrierten Ex-Lovern.

Nacktbilder zusammen mit Infos zum Arbeitgeber

Darauf ist beispielsweise Tamara aus Vancouver zu sehen. Komplett nackt, in Posen, die wohl für die Augen einer einzelnen Person bestimmt gewesen waren. 18 Stunden nach der Onlinestellung haben sich aber schon 2000 Leute die Bilder angeschaut. Die Kommentare der User sind nicht jugendfrei. Doppelt schlimm für die Opfer: Neben den Fotos sind auch Links zu den Social-Media-Profilen angegeben.

Auch wenn die junge Frau in diesem Fall schnell auf die Veröffentlichung im Darknet aufmerksam gemacht wurde und die Profile abschalten konnte, viele persönliche Infos bleiben mit den Fotos verknüpft. Etwa der genaue Arbeitsort, eine Filiale einer kanadischen Fruchtsaft-Kette.

In den Kommentaren zu Kimberley aus Belgien bittet eine Freundin des Opfers die User um Hilfe. Die Bilder seien ohne Kimberleys Zustimmung veröffentlicht worden. Sie habe bereits den Webmaster gebeten, diese von der Seite zu entfernen, passiert sei nichts. Ob jemand wisse, wie man die Fotos entfernen könne?

Freunde von Kimberley aus Belgien versuchten bislang vergebens, die intimen Fotos aus dem Netz zu entfernen.

Die Antwort eines Darknet-Nutzers bringt Ernüchterung: «Blöd für deine Freundin, was im Deep Web ist, bleibt im Deep Web. Für immer. Niemand kann etwas dagegen machen.» Die einzige Lösung, wenn man kein Risiko eingeben will: Sich das mit den Nacktbildern wirklich gut überlegen.

Was ist das Darknet?

Surft man auf Facebook oder liest den Blick am Abend online, befindet man sich im Visible Web. Das ist aber nur ein kleiner Teil des Internets. Alles, was man nicht über Suchmaschinen wie Google finden kann, heisst Deep Web. Ein Sammelbegriff für ganz Unterschiedliches: von Harmlosem wie Datenbanken von Bibliotheken oder der Nasa über illegale Tauschbörsen für Filme oder Musik bis zum Darknet. Dieser düsterste Bereich des Deep Web ist ganz darauf ausgerichtet, dass der User total anonym unterwegs sein kann. Zugang findet man nur über eine spezifische Software. Dank der Anonymität ist das Darknet Tummelplatz für illegale Aktivitäten, von Drogen über Extremismus bis zu illegaler Pornografie.

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