Fux über Sex – die Top 10 des Jahres
Platz 9: «Wenn er eindringt, spüre ich nichts»

Am Jahresende ziehen viele Bilanz – auch Caroline Fux. Die BLICK-Sexberaterin hat die Top 10 ihrer meistangeklickten Kolumnen zusammengestellt. Im «Nachspiel» zur heutigen neuntplatzierten Kolumne geht sie nicht nur tiefer auf das Thema, sondern auch auf primitive Leser-Kommentare ein.
Publiziert: 25.12.2014 um 12:45 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:55 Uhr

Wenn mein Partner mit seiner Zunge oder mit seinen Fingern an meiner Klitoris spielt, ist das das Einzige, was ich beim Sex spüre und auch total geniesse. Sobald er in mich eindringt, spüre ich nichts mehr. Das war schon bei früheren Partnern so. Ich tue dann einfach so, als ob es mir gefällt. Warum spüre ich beim Geschlechtsverkehr nichts? Manuela

Liebe Manuela

Du solltest aufhören, deinem Partner im Bett etwas vorzumachen. Das nützt keinem von euch. Du ersparst dir damit zwar die unangenehme Offenbarung, dass eure Sexualität nicht das Gelbe vom Ei ist, obwohl du vielleicht so getan hast, als ob. Aber mit dieser Lüge blockierst du jede Verbesserung. Viele Frauen müssen sich eine genussvolle, facettenreiche Sexualität erst erarbeiten. Einerseits, indem sie sich und ihren Körper nach und nach erforschen, andererseits aber auch, indem sie ihre Empfindungsfähigkeit regelrecht trainieren.

Dass die Klitoris – und gemeint ist die Klitorisknospe, nicht das ganze, teils im Körper verborgene Organ – für dich beim Sex so wichtig ist, ist logisch. Sie entspricht der Peniseichel, ist also ein sexueller Hotspot. Verabschiede dich von der Idee, dass «richtiger Sex» ohne die Stimulation der Klitoris auskommen soll.

Die Empfindungsfähigkeit deiner Vagina kannst du üben. Geschlechtsverkehr ist aber nicht das beste Training, weil die Reize zu wenig gezielt angebracht werden können. Versuche, die Wand deiner Vagina mit den Fingern zu stimulieren und Druck auf sie auszuüben. Spüre den Berührungen nach. Bequemer geht das mit Hilfe eines nicht zu grossen, dafür knubbeligen Dildos. Stimuliere gleichzeitig das Klitorisköpfchen – ein bisschen wie ein «Stützredli» zur Lustempfindung.

Die meisten Frauen üben anfangs allein, weil sie sich so beim Spüren besser konzentrieren können. Aber du kannst die Übungen auch mit deinem Partner machen, wenn du dich fallen lassen kannst.

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Das Nachspiel

Nach Fragen wie dieser verfluche ich die sozialen Netzwerke mit ihren Kommentarmöglichkeiten. Die Kommentarfunktion auf der Homepage haben wir übrigens ganz bewusst abgeschaltet, weil eine nicht kontrollierbare Menge an Kommentaren, auf gut Deutsch gesagt, unter aller Sau waren. Dass so auch konstruktive Beiträge blockiert werden, ist schade. Aber der Schutz der Fragesteller hat für mich oberste Priorität. Sie dürfen nicht zum Gespött der Menge gemacht werden.

Ganz auf Beteiligung verzichten möchten wir aber nicht. Auf Facebook sind die Kommentare deshalb offen. Was gesagt wird, finde ich teils schockierend. Hier ein paar Beispiele zur Neuntplatzierten: Giovanni rät der Leserin geistreich zu einem «Elefantenlümmel», für Manuel muss ein Pferd her und Marcelo postet gleich mehrere tolle Ratschläge: ein obszönes Bild, dazu rät er «23.5 cm» und «Troche in Arsch ficke». Marcelo selber posiert zum Zeitpunkt des Postings übrigens in seinem Profilbild liebevoll mit seiner Frau, auf seinem Titelbild sieht man drei herzige Kinder. Ich vermute Mal, es sind Marcelos eigene. Und das sind nur einzelne Beispiele.

Euch sage ich an dieser Stelle: Schämt euch. Und zwar gewaltig. Ihr macht das reale Problem einer realen Person zu einem ekligen Witz. Lieber Marcelo: Ist das das, was du deiner Frau und Töchtern wünschst? Und das, was du deinem Sohn beibringst? Ich hoffe nicht.

Aber nicht nur Männer äussern sich spitzzüngig. Eine fleissige Twitter-Userin befindet: «Bei Frau Fux ist immer die Frau schuld. Bravo.» Bei allem Respekt: Hier geht es doch nicht um Schuld. Die Fragestellerin vermisst offenbar einen Teil ihrer Sexualität, und ich zeige ihr auf, wie sie ihre Empfindungsfähigkeit entdecken, entwickeln und trainieren kann. Gleichzeitig ermuntere ich sie, den für sie möglichen Teil der Sexualität, also den klitoralen Orgasmus, nicht abzuwerten. Welcher andere Rat hätte der Frau denn weiter geholfen? Etwa «Mach sofort Schluss mit deinem Freund und dann fühlt sich dein Körper anders an!»?

Und was den Vorwurf angeht, prinzipiell gegen Frauen und prinzipiell gegen Männer zu sein: Das höre ich beides. Beides lustigerweise gleich oft.

Tatsache ist: Die Vagina ist für überraschend viele Frauen eine Körperzone, deren Empfindsamkeit und deren ganzes Lustpotential sie erst entdecken müssen. Das ist dann eine manchmal schöne, manchmal frustrierende Entdeckungsreise, in der nicht alle ans Ziel kommen oder erst jenseits der 50 oder 60 «Aha!»-Erlebnisse haben. An alle Frauen, die noch auf dieser Reise sind: Schuld hat gar niemand. Entdeckt weiter. Und vergesst dabei das Geniessen nicht.

Nach Fragen wie dieser verfluche ich die sozialen Netzwerke mit ihren Kommentarmöglichkeiten. Die Kommentarfunktion auf der Homepage haben wir übrigens ganz bewusst abgeschaltet, weil eine nicht kontrollierbare Menge an Kommentaren, auf gut Deutsch gesagt, unter aller Sau waren. Dass so auch konstruktive Beiträge blockiert werden, ist schade. Aber der Schutz der Fragesteller hat für mich oberste Priorität. Sie dürfen nicht zum Gespött der Menge gemacht werden.

Ganz auf Beteiligung verzichten möchten wir aber nicht. Auf Facebook sind die Kommentare deshalb offen. Was gesagt wird, finde ich teils schockierend. Hier ein paar Beispiele zur Neuntplatzierten: Giovanni rät der Leserin geistreich zu einem «Elefantenlümmel», für Manuel muss ein Pferd her und Marcelo postet gleich mehrere tolle Ratschläge: ein obszönes Bild, dazu rät er «23.5 cm» und «Troche in Arsch ficke». Marcelo selber posiert zum Zeitpunkt des Postings übrigens in seinem Profilbild liebevoll mit seiner Frau, auf seinem Titelbild sieht man drei herzige Kinder. Ich vermute Mal, es sind Marcelos eigene. Und das sind nur einzelne Beispiele.

Euch sage ich an dieser Stelle: Schämt euch. Und zwar gewaltig. Ihr macht das reale Problem einer realen Person zu einem ekligen Witz. Lieber Marcelo: Ist das das, was du deiner Frau und Töchtern wünschst? Und das, was du deinem Sohn beibringst? Ich hoffe nicht.

Aber nicht nur Männer äussern sich spitzzüngig. Eine fleissige Twitter-Userin befindet: «Bei Frau Fux ist immer die Frau schuld. Bravo.» Bei allem Respekt: Hier geht es doch nicht um Schuld. Die Fragestellerin vermisst offenbar einen Teil ihrer Sexualität, und ich zeige ihr auf, wie sie ihre Empfindungsfähigkeit entdecken, entwickeln und trainieren kann. Gleichzeitig ermuntere ich sie, den für sie möglichen Teil der Sexualität, also den klitoralen Orgasmus, nicht abzuwerten. Welcher andere Rat hätte der Frau denn weiter geholfen? Etwa «Mach sofort Schluss mit deinem Freund und dann fühlt sich dein Körper anders an!»?

Und was den Vorwurf angeht, prinzipiell gegen Frauen und prinzipiell gegen Männer zu sein: Das höre ich beides. Beides lustigerweise gleich oft.

Tatsache ist: Die Vagina ist für überraschend viele Frauen eine Körperzone, deren Empfindsamkeit und deren ganzes Lustpotential sie erst entdecken müssen. Das ist dann eine manchmal schöne, manchmal frustrierende Entdeckungsreise, in der nicht alle ans Ziel kommen oder erst jenseits der 50 oder 60 «Aha!»-Erlebnisse haben. An alle Frauen, die noch auf dieser Reise sind: Schuld hat gar niemand. Entdeckt weiter. Und vergesst dabei das Geniessen nicht.

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