Der Puls geht schneller: Heute können wir beim Händler endlich unser neues Auto in Empfang nehmen. Aufgeregt folgen wir unserem Garagisten durch den Showroom und plötzlich steht er vor uns: der neue 5er BMW. Sein dunkler Lack glänzt, kein Stäubchen, kein Dreckkrümmel, kein Kratzer. Im Innern noch dieser spezielle Geruch, wie es ihn nur in neuen Autos gibt – ein Mix aus Plastik, Lack und Leder. Stolz setzen wir uns ans Steuer und lassen uns das neue Fahrzeug vom Verkäufer erklären. Vergessen ist die lange Wartezeit von fast vier Monaten seit der Bestellung.
Alles begann vor knapp acht Wochen im deutschen BMW-Werk Dingolfing: Eine Presse formt aus Aluminium und Stahl die ersten Einzelteile der Karosserie, die auf einem Montageband von rund 2000 Industrierobotern zusammengebaut wird. Bald ist unser 5er BMW als Rohkarosse zu erkennen. Ein erster Höhepunkt ist die sogenannte «Hochzeit», also wenn der Motor in die Karosserie verpflanzt wird. Dieser Schritt passiert ebenso vollautomatisch, wie etwa das Einpassen der Front- und Heckscheiben. Der Rest wird manuell von Arbeitern montiert und überwacht. Und diese schonen das neu entstehende Auto nicht – wie etwa das Einpassen der Türen zeigt. Diese werden zur Qualitätskontrolle mehrmals unsanft zugeknallt. Nach rund zehn Stunden und einer abschliessenden Qualitätskontrolle verlässt unser fertig gebauter 5er BMW das Werk – wie 1500 weitere Modelle jeden Tag.
Doch jetzt beginnt die Odysee unseres Neuwagens erst. Denn auf unseren 5er BMW wartet bereits ein Transporter des Luzerner Unternehmens Galliker Transport & Logistics. Alleine 230 Galliker-Autotransporter sind in der Schweiz und ganz Europa unterwegs und transportieren Neuwagen von den europäischen Produktionswerken oder einem der Hochseehäfen wie Antwerpen (wo die Fahrzeuge aus japanischer, koreanischer und US-Produktion nach Europa gelangen) in die Schweiz zum riesigen Fahrzeuglogistikcenter am Galliker-Hauptsitz in Altishofen. Praktisch: An der Schweizer Grenze müssen die Galliker-Transporter zur Verzollung nicht stoppen. Dies darf der Luzerner Familienbetrieb in seinem Hauptsitz selbständig erledigen – und sobald das Zollamt die offizielle Freigabe erteilt hat, beginnt die Fahrzeug-Aufbereitung.
So gelangt unser 5er BMW nach der Eingangskontrolle in Altishofen und der Verzollung ins Herzstück des Fahrzeuglogistikcenters. Eine riesige Halle, in der hunderte von Neuwagen stehen. An einem Ende werden sie gereinigt. Im Zentrum erfolgen die Spezialeinbauten (siehe Box) und am anderen Ende steht unser 5er schliesslich bei der technischen Aufbereitung. Dort werden Dinge wie Flüssigkeiten, Ölstand oder Reifendruck kontrolliert, der Transportmodus deaktiviert (eingeschränktes Infotainmentsystem, Tempolimit), das Navisystem freigeschaltet sowie die Radiosender und die Pannendienstnummer programmiert. Dazu erhält Galliker Spezialwerkzeuge und -Computerprogramme der verschiedenen Hersteller und die Mechaniker besuchen auch immer wieder Kurse bei den diversen Autoanbietern.
Unser 5er BMW ist eines von zehn bis 15 Autos, die Oliver Grimm (23) täglich bearbeitet. Insgesamt werden im Galliker Car Center jährlich 20'000 Neuwagen kundenfertig aufbereitet. Langweilig wird es dem jungen Mechaniker nie. «Ich darf jeden Tag an den neuesten Autos arbeiten.» Sein bislang attraktivstes Fahrzeug war der Porsche Supersportwagen 918 Spyder. Für die strengen Kleidervorschriften hat Grimm Verständnis. Um die Autos nicht zu beschädigen, trägt er einen speziellen Schutz über seiner Armbanduhr, die Arbeitshosen weisen aussen keine Knöpfe auf und Kugelschreiber müssen immer weggesteckt sein. Ebenso wichtig ist Grimms Einstellung. «Ich behandle jedes Auto, als wäre es mein eigenes. So ist es mir beispielsweise wichtig, die Nummernschilder gerade anzubringen.»
Der letzte Schritt ist schliesslich, wie könnte es anders sein, eine gründliche Reinigung. Die kann je nach Kundenwunsch zwischen zwei und sieben Stunden dauern. Beim Vollprogramm wird das Auto am Ende mit einer LED-Lampe «abgeleuchtet», um auch ja jedes Stäubchen zu finden. Es ist die erste gründliche Reinigung überhaupt für unseren BMW. Danach wartet er auf einem gedeckten Übergangsparkplatz auf seinen nun geschlossenen Transporter zum Händler. Bis unser 5er BMW zur finalen Übergabe beim Händler eintrifft, haben an fünf Tagen (inklusive den zwei Tagen Transport) 20 Mitarbeiter (davon fünf Büroangestellte) von Galliker am neuen Fahrzeug gearbeitet. Und auch wenn wir – wie wohl die meisten, stolzen Neuwagenbesitzer – nichts von der Existenz dieser Galliker-Heinzelmännchen wissen, spüren wir ihre sorgfältige Arbeit, sobald wir uns zum ersten Mal ins neue Auto setzen.
Das Luzerner Transportunternehmen Galliker Transport & Logistics wurde 1918 gegründet und betreibt inzwischen 18 Filialen in sechs Ländern. Die dritte Generation der Familie Galliker führt inzwischen das Familienunternehmen mit 2300 Angestellten. 1964 kam der Geschäftsbereich Car Logistics mit dem Transport von Neuwagen für Schweizer Importeure dazu. Weil Galliker im Laufe der Jahre immer öfter auch die Neuwagen-Endaufbereitung übernahm, spezialisierte sich die Firma auf diesen Bereich und eröffnete 2013 das «Car Center». Neben der erwähnten Endaufbereitung von Neuwagen rüstet Galliker dort auch einen Grossteil der Mobility-Carsharing-Autos mit Bordcomputern aus oder fertigt massgeschneiderte Umbauten für Handwerker an. Mittlerweile macht der Bereich Car Logistics rund einen Drittel des gesamten Unternehmens aus.
Das Luzerner Transportunternehmen Galliker Transport & Logistics wurde 1918 gegründet und betreibt inzwischen 18 Filialen in sechs Ländern. Die dritte Generation der Familie Galliker führt inzwischen das Familienunternehmen mit 2300 Angestellten. 1964 kam der Geschäftsbereich Car Logistics mit dem Transport von Neuwagen für Schweizer Importeure dazu. Weil Galliker im Laufe der Jahre immer öfter auch die Neuwagen-Endaufbereitung übernahm, spezialisierte sich die Firma auf diesen Bereich und eröffnete 2013 das «Car Center». Neben der erwähnten Endaufbereitung von Neuwagen rüstet Galliker dort auch einen Grossteil der Mobility-Carsharing-Autos mit Bordcomputern aus oder fertigt massgeschneiderte Umbauten für Handwerker an. Mittlerweile macht der Bereich Car Logistics rund einen Drittel des gesamten Unternehmens aus.