Egal, ob Büezer auf dem Bau oder Bürohengst am Schreibtisch: Wer bei der Hitze arbeiten muss, dem machen die Temperaturen zu schaffen. Arbeitnehmer-Vertreter verlangen nun von Arbeitgebern, die Erwerbstätigen vor der Hitze zu schützen.
Die Gewerkschaft Unia, die vor allem Angestellte aus der Baubranche vertritt, fordert Gratis-Schutzmittel wie zum Beispiel Sonnencreme für die Büezer. Neben vermehrten Pausen und genügend Wasser sollen die Arbeitsstunden vorverlegt werden. «Das reicht aber nicht. Statt Empfehlungen bräuchte es verbindliche Regeln», schreibt die Unia auf Anfrage. In der Schweiz ist aber nur in genau einem Vertrag verbindlich geregelt, dass die Arbeit bei grosser Hitze eingestellt werden muss (BLICK berichtete am Mittwoch).
Baumeisterverband gegen Tessiner Hitzefrei für die ganze Schweiz
Die Unia meint damit den Strassenbauvertrag im Tessin. Wenn MeteoSchweiz für drei aufeinanderfolgende Tage Hitze-Warnstufe 3 herausgibt, bekommen die Bauarbeiter so was wie Hitzefrei: Dann dürfen sie schon am Mittag heim.
Der Baumeisterverband wehrt sich aber gegen solche Forderungen. «Der Föderalismus muss spielen, wir wollen solche Lösungen nicht für die ganze Schweiz. Das würde nur noch mehr Bürokratie bringen», sagt Sprecher Matthias Engel zu BLICK.
Die Unia beschwert sich weiter: Zwar könne man nicht sagen, dass sich einzelne Firmen in Sachen Hitzeschutz für ihre Mitarbeiter besonders schlecht benähmen. Es sei dagegen der hohe Termindruck, «der im Sommer besonders im Strassenbau herrscht – und damit unter anderem vom Staat ausgeht. Das ist im Tief- und Strassenbau umso fataler, als es hier vielfach nur wenig Möglichkeiten gibt, die Arbeiten bei voller Mittagshitze in den Schatten zu verlegen.»
Mehr Storen an Fenstern an Sonnenseiten
Auch andere Arbeitnehmer-Vertreter machen sich für Massnahmen seitens der Arbeitgeber stark. Die Syndicom, die viele Kommunikations-, Transport- und Post-Angestellte vertritt, fordert, dass die Firmen an exponierten Fenstern Storen anbringen. «Raumtemperatur, Luftgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit dürfen die Gesundheit nicht beeinträchtigen.»
Bislang habe man allerdings keine Beschwerden von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erhalten. Man habe aus den letzten Jahren den Eindruck, dass die Massnahmen gut umgesetzt würden.
Und auch der Angestelltenverband hat aktuell wenig Grund zur Klage: «In der Industrie, wo der Verband den grössten Teil der Mitglieder hat, scheinen die Arbeitgeber genug zu tun, um ihre Angestellten vor der Hitze zu schützen.»
Der Arbeitgeberverband liess eine Anfrage von BLICK unbeantwortet.