Die USA dämmen die Geldschwemme ein. Am Mittwoch hat Fed-Chefin Janet Yellen (70) schon zum vierten Mal in den letzten anderthalb Jahren die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt erhöht. Damit liegt der Leitzins in den USA nun bei 1,25 Prozent.
Ganz anders in der Schweiz. Nationalbank-Präsident Thomas Jordan (54) lässt die Zinsen tief im negativen Bereich verharren. 0,75 Prozent zwackt die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Banken ab, wenn sie Geld bei ihr lagern.
Bisher trafen die Negativzinsen die Normalbürger kaum. Nur Institute für Superreiche und eine Minibank stellen sie ihrer Klientel in Rechnung. Daran dürfte sich in Zukunft nichts ändern. Dennoch kommen Sparer nun an die Kasse.
Bis jetzt profitierten sie davon, dass die Teuerung negativ war. Sie bekamen zwar nur mickrige Zinsen, kamen aber in den Genuss sinkender Preise. Unter dem Strich blieben ihnen positive Realzinsen.
Die schmelzen nun weg. Gegen Ende des letzten Jahres kletterte die Inflation über den Nullpunkt und erreichte im Frühling 0,5 Prozent. Damit sackten die Realzinsen in den negativen Bereich ab. Das tut Sparern weh.
Warum folgt die SNB nicht einfach dem Vorbild der USA und schraubt die Zinsen in die Höhe? So bekämen Sparer wieder eine anständige Rendite. Dafür ginge aber der Rest der Schweizer Wirtschaft den Bach runter. Sie leidet noch immer unter dem Frankenschock. Im Vergleich mit dem Rest der Welt ist sie vom Spitzenreiter zum Schlusslicht geworden. Seit der Aufhebung des Mindestkurses Anfang 2015 wächst sie deutlich weniger schnell als jene in Europa, den USA und in den Schwellenländern.
Die Negativmeldungen in der Industrie reissen nicht ab. Erst letzte Woche kündigten die Ammann-Gruppe und Bombardier Massenentlassungen an. Zudem arbeiten viele Firmen mangels Aufträgen mit gedämpfter Drehzahl.
Jordan hat keine Wahl: Würde er die Zinsen erhöhen, würde der Franken noch stärker, noch mehr Firmen bekämen Probleme und noch mehr Jobs gingen verloren. Im Vergleich dazu sind Negativzinsen das kleinere Übel.