Die Botschaft des 50-Sekunden-Videos, welches in 35 U-Bahnhöfen in Athen über die Bildschirme geht, ist klar: «Wir fordern, was Deutschland uns schuldet.»
Die Griechen beanspruchen Reparationszahlungen aufgrund der Schäden, welche die Deutschen während des zweiten Weltkriegs angerichtet haben.
Bilder aus Konzentrationslagern
Der Spot zeigt laut der deutschen «Bild» verhungernde Menschen, Kinder, die in Konzentrationslager geschickt werden und zerstörte Dörfer.
Ein Sprecher sagt während des Videos: «Wir kämpfen um das Geld», «Wir vergessen nicht», «40'000 Hinrichtungen», «300'000 Hunger-Tote», «63'000 griechische Juden wurden Opfer des Holocaust», «1170 zerstörte Städte und Dörfer», «1'200'000 Obdachlose, Vertriebene», «Hunderte geraubte archäologische Schätze».
Griechen verlangen 300 Milliarden Euro
Hinter dem Video stecken laut «Bild» das griechische Parlament, dessen Komitee für Reparationen, das Verteidigungsministerium sowie das Nationale Komitee zur Klärung der deutschen Reparationszahlungen.
Die Forderung ist nicht neu. Schon Anfang April hatte der griechische Vize-Finanzminister Dimitris Mardas von Deutschland 278,7 Milliarden Euro gefordert. Auch der Regierungschef Alexis Tsipras stellt den Anspruch auf die Entschädigung.
Für die Deutschen ist der Fall erledigt
Die deutsche Bundesregierung hingegen erachtet die Angelegenheit als erledigt. Bald 70 Jahre nach Kriegsende habe die Reparationsfrage ihre Berechtigung verloren.
Die deutsche Regierung behauptet ausserdem, sie habe 1960 einen Vertrag mit Griechenland abgeschlossen, in dem festgehalten wird, dass die Wiedergutmachung abschliessend geregelt sei.
«Griechenland braucht dringend Hilfe»
In der Zwischenzeit laufen die Gespräche mit Griechenland heiss. Das Euro-Land muss im Juli Schulden in Höhe von 3,5 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) zurückzahlen. Weitere 3,2 Milliarden an die EZB werden im August fällig.
Analysten zufolge sollte Griechenland die Zahlung im Juli zwar bewältigen können, danach brauche es aber dringend Hilfe, um den Staatsbankrott zu verhindern.
Schwierige Verhandlungspartner aus Athen
Für Schlagzeilen sorgt wieder der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis. Verhandlungen mit ihm stellten sich als besonders schwierig heraus, so Mitglieder der EU und des IWF. Laut «Focus Online» möchte er am liebsten die Fälligkeit der Rückzahlungen aufschieben.
Der IWF-Europa-Chef Poul Thomsen beklagte sich indessen gegenüber dem «Business Insider», man könne nicht einmal mit dem Finanzminister reden. Die Situation sei «alles andere als ideal.»
Auch Vertreter der EU haben demnach das Problem, nie zu wissen, welchen Aussagen aus Athen man Glauben schenken dürfe. (ogo)