Weil sich der Weltkonzern in Peking unterwirft
Auch Zürcher Google-Mitarbeiter protestieren

Google will offenbar zurück in den boomenden Internet-Markt China. Dagegen protestieren auch Zürcher Angestellte.
Publiziert: 09.12.2018 um 01:21 Uhr
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Weltweit wird protestiert. Hier in Madrid.
Foto: AFP
Moritz Kaufmann
Moritz KaufmannWirtschaftsredaktor

«Dragonfly» heisst das Google-Projekt. Auf Deutsch übersetzt: Libelle. Der Drache («Dragon») ist aber auch ein Symbol für China. Dort will Google – überall sonst der dominierende Riese – wieder eine Rolle spielen. Seit 2010 baut das Reich der Mitte ein Parallel-Internet auf – basierend auf Überwachung. Die Suchmaschine Google musste ihre Aktivitäten herunterfahren.

Deshalb geistert nun das Projekt Dragonfly durch Googles Entwickler-Büros – auch die in Zürich. Es ist offenbar ein Entwurf, wie Googles Suchmaschine in China aussehen könnte. Angepasst auf die Anforderungen des Regimes. Für Google arbeiten 88000 Menschen. 700 Mutige haben einen online aufgeschalteten Brief unterschrieben, darunter mindestens sechs Mitarbeiter in Zürich. SonntagsBlick konnte sie lokalisieren. Öffentlich reden wollen sie nicht.

Wer heikle Thema googelt, riskiert Besuch der Polizei.

Umso aufschlussreicher ist der Brief, den sie unterschrieben haben. Initiiert wurde er von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. «Wir sind gegen Technologien, die den Mächtigen helfen und die Schwachen unterdrücken», heisst es im Text.

Wie ernst es Google mit Dragonfly meint, ist unklar. Gegenüber SonntagsBlick teilt der Megakonzern mit: «Es ist ein erforschendes Projekt. Es wurde noch nicht entschieden, ob wir es lancieren.» Ein Sprecher hält fest: «Die Privatsphäre ist für Google nicht verhandelbar.»

Genau in diesem Punkt aber bestehen Zweifel. Wer am boomenden chinesischen Internetmarkt teilhaben will, muss sich strengen Regeln unterwerfen. Google-Angestellte, die an Dragonfly mitgearbeitet haben, äusserten sich gegenüber US-Medien besorgt. So sollen Suchbegriffe für die Behörden zugänglich sein. Wer nach einem heiklen Thema googelt, riskiert ­einen Besuch der Polizei.

Nach der Pfeife der Kommunisten tanzen

China lässt ausländische Tech-Firmen zwar zu. Doch sie müssen nach der Pfeife der kommunistischen Partei tanzen. Auch für Google ist das ein Dilemma. Amnesty Schweiz lässt wissen: «Damit der Druck auf CEO Sundar Pichai steigt, rufen wir so viele Mitarbeitende wie möglich dazu auf, sich dem Aufruf anzuschliessen. Namentlich auch in Zürich, dem grössten Entwicklungsstandort von Google ausserhalb der USA.»
Mal schauen, obs wirkt. 

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