CS-Präsident Urs Rohner kritisiert Ungleichheit
Haben Demokratien ausgedient, Herr Rohner?

Demokratien befinden sich unter Druck. Zu diesem Schluss kommt die CS in einer Studie, die sie gestern am WEF vorstellte. CS-Präsident Urs Rohner erklärt die Gründe.
Publiziert: 23.01.2018 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:16 Uhr
Für CS-Präsident Urs Rohner ist die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich ein Teil des Problems, weshalb sich Demokratien in einer tiefen Krise befinden.
Foto: Zvg
Interview: Guido Schätti

Der Sieg von Trump hat die Wirtschaftsführer aufgerüttelt. In einer gestern am WEF vorgestellten Studie kommt die CS zum Schluss, dass sich Demokratien in einer tiefen Krise befinden. Bei der Suche nach Gründen kommt CS-Präsident Urs Rohner (58) zu ähnlichen Ergebnissen wie Linke und Gewerkschafter: Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich ist für ihn Teil des Problems.

BLICK: Herr Rohner, die Wirtschaft boomt, aber Demokratien stehen unter Druck. Wo sehen Sie die Gründe?
Urs
Rohner: Weltweit ist die Anzahl demokratischer Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg markant gestiegen, seit Beginn des 21. Jahrhunderts sinkt sie jedoch. Teilweise ist dies das Resultat von zunehmend ungleichmässiger Vermögensverteilung. Gleichzeitig werden wichtige Elemente der demokratischen Ordnung durch nationalistisch-populistische Strömungen zum eigenen Vorteil genutzt. So handeln direkt gewählte Politiker immer wieder gegen wichtige demokratische Werte, beispielsweise gegen eine unabhängige Justiz. Dies entkräftet langfristig das Fundament der Demokratie.

Welchen Einfluss hatte die Finanzkrise? 
Die Vermögensungleichheit nimmt seit der Finanzkrise zu, teilweise aufgrund der expansiven Geldpolitik, von der die oberen Vermögensschichten überproportional profitieren konnten. Wenig hilfreich ist auch, dass wir den Erfolg unserer Gesellschaften anhand von Wachstumsdaten beurteilen, die Vermögens- und Einkommensverteilung ausser Acht lassen.

China ist eine Diktatur, aber extrem erfolgreich. Werden autoritäre Staatsformen Demokratien ablösen?
China ist ein sozialistisch geführter Staat, der sich zunehmend an einer liberalen Wirtschaftsordnung orientiert. Selbstverständlich gibt es freie – oder teilweise freie – Marktwirtschaft nicht nur als Begleiterscheinung demokratischer Ordnung, sondern auch bei anderen Staatsformen.

Wo steht die Schweiz?
Die Schweiz verfügt über eine lange demokratische Tradition und gehört zu den 19 als «vollständige Demokratien» definierten Ländern. Allerdings haben auch wir in der Schweiz beispielsweise mit sinkender Wahlbeteiligung zu kämpfen.

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