BLICK: Internet-Giganten wie Booking, Google und Airbnb drängen immer stärker ins Reisegeschäft. Wie kann Tui da überleben?
Martin Wittwer: Tui ist der grösste Tourismuskonzern der Welt. Wir haben eigene Flugzeuge, Schiffe und Hotels. Das haben Booking, Google und Airbnb nicht – sie vermitteln bloss. Hier sind wir ganz klar im Vorteil, weil wir ein komplettes Angebot haben. Wir sind nicht nur online oder im Reisebüro, sondern auch vor Ort persönlich präsent.
Hotelplan spannt mit Google zusammen. Ist das auch für Tui ein Thema?
Partnerschaften sind sicher interessant, doch geplant ist nichts. Neuerdings beteiligen wir uns an Peakwork, dem Marktführer im Bereich Tourismus-Technologie. Dort könnte eine Zusammenarbeit mit Google naheliegend sein. Denn klar ist: Wer die Technik besitzt, bestimmt.
Tui betreibt nach wie vor Reisebüros. Ist das nicht längst überholt?
Im Gegenteil. Wir glauben an das Reisebüro. Ich kann mir sogar vorstellen, weitere zu eröffnen. Aber unbestritten: On- und Offline müssen verknüpft werden. Doch da sind wir dran.
Wer im Reisebüro bucht, zahlt doch mehr!
Falsch. Wir können uns nicht leisten, dort teurer zu sein. 80 Prozent unserer Kunden vergleichen zuerst die Preise online, bevor sie ins Reisebüro gehen. Wenn wir zu teuer sind, springen die Kunden ab.
Wie können Sie mit Online-Anbietern mithalten?
Als internationaler Konzern kaufen wir in grossen Stückzahlen ein. Das gibt einen Preisvorteil. Zudem: Wer sagt, dass im Internet alles günstiger ist? Natürlich, bei Einzelleistungen sind wir vielleicht einmal irgendwo teurer. Doch ich kann Ihnen Hunderte Beispiele nennen, wo wir günstiger sind als Händler im Internet.
Aber es gibt bestimmt einen Schweiz-Zuschlag.
Auch falsch. Wir haben die gleichen Preise wie in Deutschland oder Österreich. Die Preise werden eins zu eins umgerechnet. Alles andere würde die Kunden ins Ausland treiben. Letztes Jahr sind wegen des Frankenschocks schätzungsweise 500 Millionen Franken ins Ausland geflossen. In diesem Jahr buchten mehr Kunden wieder in der Schweiz. Allerdings schätzen wir, dass auch im laufenden Jahr 300 Millionen ins Ausland geflossen sind.
Kommt hinzu, dass Ihnen der Terrorismus in diesem Jahr das Geschäft vermiest hat.
Terrorismus ist nicht erst seit diesem Jahr ein Thema. Die Auswirkung davon ist, dass der Kunde kurzfristiger Ferien bucht. Klar, die Türkei wurde schlecht gebucht, dafür mehr Spanien, Italien, Portugal und Kroatien. Unter dem Strich sind die Schweizer trotzdem gereist – einfach an andere Destinationen.
Spanien und Italien sind seit jeher beliebt. Was überraschte Sie diesen Sommer?
Griechenland kommt zurück! Vergangenen Sommer verbuchten wir bereits ein Plus. Und der Trend wird auch nächstes Jahr anhalten. Bereits heute zeichnet sich ein nochmaliges Plus für den Sommer 2017 ab.
Und was heisst dies für Ihren Umsatz?
2016 ist umsatzmässig bestimmt kein Rekordjahr. Trotzdem sind wir zufrieden. Der Umsatz ist auf dem Vorjahresniveau, und wir schreiben nach wie vor schwarze Zahlen. Ich denke, dass wir dieses Jahr Marktanteile gewonnen haben.
Wohin fahren Schweizer über Weihnachten in die Ferien?
Kanaren, Malediven und Thailand sind die beliebtesten Destinationen. Allerdings sind auch die Kapverden hoch im Kurs. Hier verzeichnen wir ein Plus von 80 Prozent. Wir haben das Angebot mit Direktflügen und neuen Hotels stark ausgebaut.
Und wo macht der Tui-Chef Ferien?
Ich gehe im März nach Kanada Ski fahren. Die Sommerferien plane ich über Weihnachten zusammen mit meiner Familie. Ideen dazu habe ich mehr als genug.