Der Foodwaste-Skandal sorgt für Ärger bei der Bevölkerung: Coop wirft essbare Bananen weg, sobald sie ein paar braune Flecken haben. «So etwas ist eine himmeltraurige Verschwendung», sagt BLICK-Leser Stefan Christen, der im Coop Fischmärt in Basel einen Abfallwagen voller guter Bananen fotografiert hat.
Glauser beschwert sich bei Coop
Auch das Schweizer Model Tamy Glauser (32) ärgert sich darüber und filmt per Handykamera, wie in der Zürcher Filiale im Letzipark bereits um 19.40 Uhr frische Brötli im Kübel landen. «Ich habe Coop direkt auf Twitter konfrontiert als ich und Dominique beobachtet haben, wie sie ein ganzes Blech voll mit frischen Brötchen einfach so weggeworfen haben», sagt Glauser zu BLICK. «Ich finde Foodwaste schlimm. Nur, weil es uns so gut geht und an nichts fehlt hier in der Schweiz, ist es nicht nötig, dekadent zu werden.»
Die Freundin von Dominique Rinderknecht (28) erhält auf ihre Kritik prompt eine Antwort. «Coop wollte wissen, um welche Filiale es sich handelt. Die Verantwortlichen sagten, sie würden erneut eine Schulung bei der besagten Verkaufsstelle durchführen, damit so was nicht mehr vorkomme», so Glauser. Sie habe sich bei Coop bedankt und hoffe, dass so etwas tatsächlich nicht mehr passiere.
Foodwaste beim Brot am schlimmsten
Gestern Abend wurden schliesslich noch mehr Details zum Foodwaste-Wahnsinn bekannt: Mehrere Coop-Mitarbeiter bestätigen im BLICK die Verschwendungspraktiken in ihrer Firma. Beim Brot sei der Foodwaste am schlimmsten: Die Geschäftsleitung nehme den Werbeslogan «Frisches Brot bis Ladenschluss!» sehr ernst, berichten die Angestellten. Die Brotregale dürften deshalb nie leer sein, auch nicht kurz vor Ladenschluss: «In so einem Fall müssen wir Brot aufbacken, auch wenn wir wissen, dass wir es 30 Minuten später wegwerfen müssen», sagt eine Coop-Mitarbeiterin aus dem Kanton Thurgau. Und sie müsse dabei für «Warendruck» sorgen. Das heisst, die Brotregale müssen immer «breit gefüllt werden».
Es sei den Mitarbeitern aber trotz dieser Vorgaben verboten, Brot kurz vor Ladenschluss günstiger zu verkaufen. Auch dürfe das Brot nicht am nächsten Tag verkauft werden. «Wir sind quasi gezwungen, abends Müll zu produzieren», bringt es die Coop-Mitarbeiterin auf den Punkt.
Coop verteidigt Brotpraxis
Tamy Glauser ist enttäuscht und fühlt sich von Coop belogen, wie sie BLICK sagt. Doch die Grosshändlerin verteidigt ihre Brotpraxis. Gerade dank der Backöfen in den Läden könne dafür gesorgt werden, dass weniger Brot entsorgt werden müsse. «Es bleibt nach Ladenschluss nicht mehr übrig als in einer Dorfbäckerei», sagt Coop-Sprecher Urs Meier. Was übrig bleibe, werde zu Biogas oder Tierfutter verwertet.