«Swiss Skies» will 30 Prozent billiger fliegen als Swiss
Für die neue Schweizer Billigairline gilt es schon am Donnerstag ernst

Vier Aviatik-Veteranen planen den Takeoff der ersten Schweizer Billigairline. Der Plan: Langstrecken-Flüge ab dem Euroairport Basel-Mulhouse – 30 Prozent günstiger als die Swiss. Das Projekt trägt den Namen Swiss Skies.
Publiziert: 10.09.2018 um 08:13 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2018 um 12:06 Uhr
Mit solchen Maschinen vom Typ A321neo will Swiss Skies abheben.
Foto: REUTERS / PASCAL ROSSIGNOL
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Konrad Staehelin

Steht die Schweiz – knapp zwei Wochen nach dem Skywork-Grounding – vor einer nächsten grossen Umwälzung in der Luftfahrt?

Vier Aviatik-Veteranen planen die erste Billig-Airline der Schweiz! Allerdings nicht à la Easyjet oder Ryanair vornehmlich auf Kurz- und Mittelstrecken, sondern auf der Langstrecke. 30 Prozent billiger als die Konkurrenz – Referenzgrösse ist hierzulande die Swiss – wollen sie sein.

Ab Donnerstag gilt es ernst

Was bisher bekannt ist: Heimflughafen soll der Euroairport Basel-Mulhouse sein. Aktuell werden Investoren für das Projekt mit dem Arbeitstitel «Swiss Skies» gesucht, schreibt die «Financial Times». Total sollen rund 100 Millionen Dollar zusammenkommen. Gelingt das, sollen die ersten Maschinen schon Mitte nächsten Jahres abheben können.

BLICK weiss: Für das Projekt gilt es schon diese Woche ernst. Konkret: Am Donnerstag soll in der Basler Innenstadt ein Investoren-Event steigen, wo die Millionen zusammengekratzt werden sollen. Gegenüber BLICK sagt eine Flughafen-Sprecherin: «Ja, wir sind im Gespräch.» Allerdings sei man noch einem sehr frühen Stadium.

Heimflughafen Basel

Die Ziele der neuen Airline sollen zum einen Metropolen in Nordamerika sein. Eine mögliche Destination könnte Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio sein. «Im Moment ist es ein Albtraum, von Cincinnati nach Basel zu fliegen», sagt einer der Männer hinter dem Projekt, Alvaro Nogueira de Oliveira. Der Brasilianer ist Unternehmer und arbeitet Teilzeit auf eigene Rechnung als Ryanair-Pilot. Zuvor war er unter anderem bei den grossen brasilianischen Airlines Gol und Azul angestellt.

Warum liegt der Fokus gerade auf Cincinnati – einer Stadt im Nordosten der Staaten, die mit 300'000 Einwohnern kleiner als Zürich ist? Weil ihr Flughafen ein wichtiger Hub für Nordamerika ist. Unter anderem ist er ein Drehkreuz für die weltgrösste Fluggesellschaft Delta Airlines. Zudem ist der Bundesstaat Ohio genau wie Basel ein wichtiger Standort für die Pharma-Industrie.

Nicht nur USA

Neben Nordamerika sollen jedoch auch Flughäfen in der Karibik, Asien, der Mittlere Osten und Brasilien und eine Handvoll europäische Flughäfen im Flugplan aufgenommen werden.

Die Basler Flughafen-Sprecherin sagt: «Grundsätzlich würden Flüge zu attraktiven Preisen in die USA und nach Asien der lokalen Nachfrage entsprechen. Die Herausforderung liegt bei der Terminalinfrastruktur.»

Auch ein anderer Mann hinter Swiss Skies ist schon bekannt: Armin Bovensiepen heisst er, ist Deutscher und arbeitete früher als hochrangiger Manager für Air Berlin und Austrian Airlines. Seine Karriere hatte er zuvor bei der Lufthansa gestartet. «Wir haben schon ein ganzes Netzwerk vorbereitet, wollen es allerdings im Moment der Konkurrenz wegen noch nicht der Presse kommunizieren», sagt Bovensiepen. 

In vier Jahren 38 Maschinen

Mit welchen Methoden will Swiss Skies die Konkurrenz im Preiskampf schlagen? Laut «Financial Times» gibt es zwei Hauptfaktoren: Einerseits will man – klassisch Billigairline – nur einen Sitzplatz im Fixpreis anbieten. Für alles Weitere, wie zum Beispiel Verpflegung oder Zugang zum Entertainment-System, muss der Passagier bezahlen.

Zweitens will man nur auf eine einzige Klasse Flieger setzen, nämlich auf die Long-Range-Maschine des Typs Airbus A321neo. Der Fokus auf nur eine Maschine vereinfacht Administration und Wartung. Eine der A321neo-Maschinen kann 190 Passagiere befördern und kommt 7500 Kilometer weit. 16 Maschinen davon wollen die Swiss-Skies-Macher im zweiten Betriebsjahr schon besitzen, heisst es. Im vierten Betriebsjahr sollen es gar 38 sein. Zum Vergleich: Die Swiss besitzt aktuell laut eigenen Angaben 79 Flugzeuge, also «nur» gut doppelt so viele. Den «Swiss Skies»-Machern ist es offenbar ziemlich ernst.

Experte gibt dem Modell Chancen

Alex Paterson, Analyst bei der Firma Investec, gibt der Idee eine Erfolgschance: «In diesem Gebiet gibt es ohne Frage Potenzial. Billige Langstreckenflüge sind ein noch nicht stark erprobtes Geschäftsmodell, aber wenn man moderne Flugzeuge und eine effiziente Kostenbasis hat, ist es möglich, in einer Nische zu starten und dann zu wachsen.»

Basel scheint in der Schweiz der einzige Flughafen zu sein, auf den sich «Swiss Skies» konzentriert. Die Alternativen wären nämlich erstens Bern, das keinen echten Markt für Übersee-Flüge bietet. Zweitens wäre da Genf, das aber schon voll ist und kaum mehr neue Flüge zulassen kann. Und Zürich? «Die Kapazität am Flughafen Zürich ist beschränkt. Für die wenigen verbleibenden Slots in den für Langstrecken attraktiven Spitzenzeiten würden wir uns zudem Flugzeuge wünschen, die mehr Passagiere befördern als der A321neo», sagt eine Sprecherin auf Anfrage.

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