Skywork-Grounding ist vorerst abgewendet
«Wir werden weiterfliegen!»

Geht die Airline Skywork pleite, hat der Hauptstadt-Flugplatz ein Riesenproblem. Doch nun springen ausländische Aviatik-Firmen ein.
Publiziert: 31.10.2017 um 09:37 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2018 um 11:33 Uhr
Geht alles nach Plan, sollten die Skywork-Flugzeuge in Bern-Belp bald wieder starten.
Foto: Karl-Heinz Hug
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Gabriela Battaglia, Vinzenz Greiner, Bastian Heiniger

Bedrückende Stille herrscht am Flughafen Bern-Belp. Auf dem Flugfeld stehen vier Skywork-Flugzeuge: Drei Saab 2000 und eine Dornier 328. Ein Mann teert am Rand der Flugpiste den Asphalt. Die Abflughalle: leer. Auf der Anzeigetafel erscheint gestern Morgen ein einziger Flug: SXO601 nach Wien, 17 Uhr 35 – «Cancelled» heisst es rot dahinter.

Weil die Finanzierung des Winterflugplans nicht mehr gesichert sei, hatte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) der Schweizer Mini-Ariline die Bewilligung entzogen. Kurz davor musste Skywork bereits die Verbindung nach Köln streichen. Der Berner Flughafen machte «restriktive regulatorische Bedingungen» dafür verantwortlich.

Trotz diesen Widrigkeiten will es nun ein neuer Player auf dem Flugplatz versuchen. Ein deutsches Konsortium aus der Speditions- und Logistikfirma Zeitfracht und dem Wartungsunternehmen Nayak prüft, Skywork zu übernehmen. Thomas Schulz, Sprecher von Zeitfracht, bestätigt gegenüber BLICK einen Bericht des Branchenportals «airliners.de».

Am Sonntag hatte das Bieterkonsortium die Verschwiegenheitserklärung bei Skywork unterschrieben. «Wir prüfen nun zügig die Zahlen des Unternehmens», so Sprecher Schulz gegenüber BLICK. «Wenn die Bücher das hergeben, wollen wir den Betrieb von Skywork fortsetzen.»

Das Konsortium hatte bereits Air Berlin Technik und in der vergangenen Woche eine Charterfluggesellschaft übernommen. «Skywork würde gut dazu passen», so Schulz. Am Montagabend bestätigt Skywork, dass das Grounding vorerst abgewendet ist: «Wir werden weiterfliegen!» Man arbeite daran, dem Bazl die nötigen Dokumente vorzulegen.

Übernahme würde viele Arbeitsstellen retten

Mit der Übernahme könnte der «wirtschaftliche GAU» abgewendet werden, von dem Skywork-CEO Martin Inäbnit (63) am Samstag warnte. Viele Arbeitsstellen würden ausradiert, sagte er.

Vielleicht auch die zwei Mitarbeiterinnen, die am Montag am Skywork-Desk sitzen, Anrufe von frustrierten Passagieren entgegennehmen. «Sie bekommen natürlich ihr Geld zurück», sagen sie ins Telefon.

Natalia Ginzburg (48) ist aus Mühlethurnen BE angereist, um sich für eine Freundin einzusetzen. «Ihr Flug aus Köln wurde gestrichen. Ich bin hier, um die Kosten für das Zugbillett nach Zürich einzufordern.»

Natalia Ginzburg (48): «Ich bin hier, um für eine Kollegin die Kosten für ein Zugbillett einzufordern.»
Foto: Karl-Heinz Hug
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Haben die beiden Frauen Angst um ihren Job? Sie wollen nichts sagen. Rund 120 Leute arbeiten für Skywork, 125 weitere für die Flughafen Bern AG. Die sind auch von Skywork als wichtigste Airline des Flughafens abhängig. Mit ihr macht der Flughafen rund ein Drittel der Einnahmen.

Kein Redeverbot haben Ruedi S. (71) und seine Partnerin Rosmarie A. (69), die wie fast jeden Tag im Restaurant «Charly’s Check-In» einen Kaffee trinken. «Die Situation ist tragisch», sagt Ruedi S. (71). «Die Leute wollen immer billiger fliegen.» Der pensionierte Geschäftsmann Urs Fehlmann (77) rät Skyworks zu einer Abspeckkur: «Die Frage müsste jetzt lauten: Wo könnte man sparen? Stattdessen heisst es: Wo kriegt man Geld her?»

Flugbranche kämpft europaweit mit Problemen

Was, wenn doch kein Ersatz für alle Skywork-Flüge gefunden wird? «Der Flughafen wird zu gegebener Zeit Stellung beziehen», heisst es knapp auf Anfrage. Auch die Mitarbeiter am Flughafen selbst wollen gestern nichts sagen. Es herrscht Angst.

Auch andernorts. Die Flugbranche kämpft europaweit mit Problemen. Nach dem Aus von Air Berlin am Freitag wurden Hunderte Mitarbeiter freigestellt. 220 Angestellte der Schweizer Air-Berlin-Tochter Belair verlieren ihre Stelle. «Der Abschied war sehr emotional», sagt ein Kadermitarbeiter zu BLICK. Die Flugzeuge sind schon weg: Am Sonntag flogen zwei Maschinen nach Wien und eine nach Shannon (IR).

Eine andere Schweizer Airline wurde bereits Mitte des Jahres durchgerüttelt. Im Juli kaufte die Air Adria die Luganeser Darwin Airline. Die Slowenen haben offenbar grössere Pläne in der Schweiz: Sie wollen Belpmoos retten und haben dafür sogar Bärndütsch gelernt.

«Grüessech, Bern!», heisst es auf der Website der slowenischen Fluggesellschaft Adria Airways. Ab 6. November steuert die Airline von Bern-Belp vier europäische Städte an, darunter Wien und Berlin.

Mit zwei kurzfristig bereitgestellten Flugzeugen wolle man «die Fortführung der Verbindung der Schweizer Hauptstadt zu wichtigen europäischen Metropolen sicherstellen», heisst es auf der Website von Adria Airways. Womöglich verbindet die Airline bald sogar Bern mit Lugano. Belpmoos spricht schon mit den Slowenen über eine Anbindung ins Tessin.

Doch derzeit funktioniert nur eines in Bern-Belp nach Fahrplan: der Busbetrieb. Kurz vor 11 Uhr steigen Hannah (22) und ihre Mutter Dorothy (52) aus. Die US-Amerikanerinnen wollen nach Amsterdam.

Die beiden überraschten Touristinnen werden auf einen Flug ab Zürich umgebucht. Die schönfärberische Botschaft am Skywork-Desk: «Die Saison ist zu Ende.» Das Wort «Grounding» ist für Skywork tabu.

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